Das Restaurant Pinguin am Max-Weber-Platz ist das Stammlokal des "Holland Club München" und Treffpunkt für einige der circa 4000 in München lebenden Niederländer. Kassier Andreas J. Cramer ist der einzige Deutsche im Vorstand, weiß aber dennoch bestens, wie die Vereinsmitglieder ticken, wenn König Willem-Alexander und Königin Máxima ihre Wahlheimat besuchen.
SZ: Haben Sie schon Fähnchen besorgt für den Empfang des Königspaars?
Andreas Cramer: Von uns wird wohl keiner schreiend am Flughafen stehen. Ich denke eher, dass deutsche Fans das tun. Vielleicht kommen welche von der Europäischen Schule.
Das hört sich ein wenig reserviert an.
Wir sind keine Royalisten, auch wenn das Königshaus beim Volk beliebt ist, vor allem weil es ganz normal lebt und keine Skandale liefert. Das Königspaar wirkt menschlich und nahbar. Aber die Bereitschaft, es finanziell zu unterstützen, ist geringer als zum Beispiel in Großbritannien.
Haben Sie als Deutscher Einblick in die Seele der Niederländer?
Oh, ja. Ich habe in Holland studiert und das Beste des Landes mitgenommen. Sie heißt Nicolette und ist meine eigene Königin.
Niederländer sind laut, lustig, trinken gerne und sind mit ihren Wohnwagen einfach überall anzutreffen. Ist an diesem Klischee etwas dran?
Wenn sich eine Gelegenheit bietet, feiern sie. Da gibt es eine Wesensverwandtschaft mit den Bayern. Wohnwagen stehen bei den jungen Niederländern nicht mehr so hoch im Kurs, weil sie für den Anhänger einen zusätzlichen Führerschein machen müssen. Meine Schwiegereltern fahren noch einen.
Was macht München für 4000 Niederländer attraktiv?
Die vielen Unternehmen und Universitäten locken sie an. Und natürlich auch das Oktoberfest. Das wird dann immer ganz schön anstrengend für uns, weil jeder seine Bekannten bei sich einquartieren muss.
Spielt neben dem Königspaar auch König Fußball eine Rolle im Holland Club?
Zur niederländischen Seele gehört auch die Fußballliebe. Aber Fußball ist gerade ein schwieriges Thema. Vor allem der Wirt findet es wohl schade, dass sich das Oranje-Team nicht für die Europameisterschaft qualifiziert hat. Zur WM saßen noch 300 Niederländer vor dem Fernseher. Jetzt aber ist Trauer angesagt.
Dafür werden die Oranjes jetzt den Deutschen die Daumen drücken, oder?
Sagen wir so: Vor dem deutschen Fußball haben sie durchaus Respekt. Aber gleich die Daumen drücken . . . (überlegt). Die Frage ist für mich politisch zu schwierig, die ist mir zu heiß. Ich muss ja wieder nach Hause zu Frau und Kindern. Lieber noch was zum Königspaar: Am 27. April feiert König Willem-Alexander mit dem ganzen Volk seinen Geburtstag. Und exklusiv für unsere Mitglieder organisieren wir den einzig echten "Koningsdag" am 29. April im "Holland Club".