Hofbräuhaus-Kochbuch:Was von der Haxe übrig blieb

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"Nicht nur Haxn, Würstl und Schweinsbraten": Zur allgemeinen Kochbuch-Inflation gesellt sich nun eins vom Hofbräuhaus.

Christian Mayer

Wenn der Trompeter Stefan Mross, Carolin Reiber und Großgastronom Alfons Schuhbeck gemeinsam im Hofbräuhaus vor die Fotografen treten, muss es wichtig sein. Sämtliche Hofbräu-Wirte der Stadt sitzen an den Tischen; Brauerei-Direktor Michael Möller trägt seinen staatstragendsten Trachtenjanker; sogar aus Las Vegas ist ein Abgesandter angereist: Stefan Gastager führt in Nevada einen Ableger des berühmtesten Wirtshauses der Welt, und nun darf er wie die anderen Gäste Wirsingpflanzerl mit Lachssoße, Kaspressknödel und Bierkutschergulasch probieren.

Was ist passiert? Der Münchner Sandmann-Verlag hat ein Kochbuch veröffentlicht, was an sich ja keine Sensation ist angesichts der allgemeinen Kochbuch-Inflation, zu der Platzl-Wirt Alfons Schuhbeck kräftig beiträgt. Aber dieses Buch ist eben doch besonders, schließlich ist das Haus eine Münchner Institution und bisher nicht unbedingt nur für hohe Kochkunst bekannt.

Wolferl war da

Erstmals können die Leser erfahren, was in der Traditionsgaststätte alles auf den Tisch kommt - "nicht nur Schweinshaxn, Schweinswürstl und Schweinsbraten", wie Hofbräu-Chef Möller versichert. Vielmehr zeige sich das Hofbräuhaus modernen Essgewohnheiten aufgeschlossen, sogar Kräuterfrischkäse in der Paprika, überbackene Pfannkuchen mit Spargel und gebratenes Rotbarschfilet stehen auf der Karte und im Buch, neben traditionellen bayerischen Gerichten, "dafür sind wir ja berühmt", sagt Pächter Wolfgang Sperger.

Was aber wäre das Hofbräuhaus ohne seine Geschichten, Legenden, die passende Blasmusik und die vielen populären Figuren? Die Historie darf im Buch natürlich nicht fehlen, und so erfährt man, wie Wolfgang Amadeus Mozart 1780 gerne mal Zeit vor und nach dem Komponieren an seinem "Idomeneo" im Hofbräuhaus verbrachte.

Kaiserin Elisabeth von Österreich oder der Berufsrevolutionär Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, waren zu Gast, und es bleibt auch nicht unerwähnt, dass Adolf Hitler hier die trunkenen Massen mit seinen Reden in Erregung versetzte. Michail Gorbatschow wurde 1992 von der Ehrenkompanie der Gebirgsschützen begrüßt. Zum Ruhm des Hauses haben Künstler, Dichter, Musiker, vor allem aber die treuen Stammtischbrüder beigetragen, deren Maßkrüge sicher im Schrank stehen. All das kann man im Buch nachlesen.

Hier sind die Gäste aber vor allem an den Gerichten der Köche Karl Brenner, Erhard Schneider und Marco Schön interessiert. Und Stefan Mross verrät, dass er Koch im Hofbräu werden wollte, als er noch nicht daran dachte, sich als Musiker in die volkstümlichen Hitparaden zu spielen.

"Das Haus hat mich immer fasziniert, hier sitzen Chinesen und Japaner neben Bayern, eine tolle Mischung." Inzwischen kann er sogar mit seiner Frau zum Essen kommen, die ist Vegetarierin. Und ein Wirsingpflanzerl wird sie nicht verschmähen.

© SZ vom 30.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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