Hochhäuser:Urbaner Ausweg oder unmenschlicher Holzweg

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"Wo die Luft dünn wird" vom 7. Juli (Feuilleton) über Hochhäuser als Beitrag zur Urbanisierung und gegen Wohnungsnot:

Stadt soll mal höher denken

Zu Recht bedauert der Autor das Fehlen von Hochhäusern in München, in denen laut Umfrage (in München oder auch anderswo?) nur 15 Prozent der Befragten gern leben würden. Sollte sich die Stadt tatsächlich endlich dem Hochhausbau mit Hilfe von Investoren widmen, kann man sich gut vorstellen, dass ein Umdenken einsetzen würde: In New York ist beispielsweise nie die Nachricht nach außen gedrungen, in einem der vielen opulent gebauten Hochhäuser lebe ein Wohnungsbesitzer ungern, besonders wenn sich Conciergen, Sicherheitsdienste, Lebensmittelgeschäfte, Ärzte- und Veterinärpraxen und so weiter mit Rund-um-die-Uhr-Betreuung für Mensch und Vierbeiner dort befinden.

Die Stadt München traut sich einfach anscheinend wegen schlechten Gewissens oder aus Gründen der Wohntradition nicht, sich einem Hochhausbau zuzuwenden, der in dieser wohlhabenden Stadt hier und da eine monumentale Wohnkultur mit allen ihren Vorteilen einführen würde. Unlogisch erscheint es daher, den Beitrag mit dem Bild eines superlativen Hochhausentwurfs des weltbekannten Architekten Calatrava zu versehen und ihn, den "Chicago spire", als negatives Beispiel und als "zu Recht" vorerst gescheitert zu bezeichnen, ohne Angaben der Gründe. Ein solcher Bau würde tatsächlich München und jeder anderen Großstadt weltweit gut tun, aber den entsprechenden Architekten müsste man erst mal mit einer solchen Aufgabe beauftragen. Als Architektur ist Calatravas formschönes Hochhaus keineswegs gescheitert: Es wirft keinen ernsthaften Schatten, vorgesehen wurde das Recycling von Regenwasser, ein vom Flusswasser betriebenes Kühlsystem, ornithologisch-sensibles Fensterglas, um Zugvögel zu schonen, intelligente Bau- und Managementsysteme, Abfall- und Recyclingmanagement, und so weiter. Dazu sollte ein Park für Bewohner und Allgemeinheit kommen. Gescheitert ist der Bau (vorerst) vielmehr an der Finanzierung. Calatravas Bauentwurf erfüllt doch sichtlich zwei der wichtigsten Kriterien, die für städtebaulich bestimmende Bauten dieser Art und Dimension gelten sollten: Würde der Architekt selbst gern darin wohnen? Und ist das Aussehen des Gebäudes so, dass man gern hingeht, um es genießend anzuschauen?

Dr. Graham Dry, München

Hohe Häuser - hohe Preise

Selten konnte man so sicher sein, dass dieser Beitrag im Feuilleton erscheint. Kaum spricht der Oberbürgermeister das Wort "Hochhäuser" nur aus, wiederholt Herr Matzig eine seiner zahlreichen Elogen auf den Hochhausbau in München. Nur: Er war schon mal origineller

Inzwischen überwiegt die Aufzählung der Nachteile (kaum jemand möchte in Hochhäusern wohnen, der Bau ist teuer und schafft hochpreisige Wohnungen, und so weiter; und wo bleibt die Ökonomie bei den nötigen Abstandsflächen?). Dem gegenüber weisen nichtssagende, mit Professorentitel aufwertungsbedürftige "Argumente" wie, Wohnhochhäuser "würden München an etlichen Standorten guttun", auf den verzweifelten Versuch hin, den eigenen Standpunkt irgendwie zu retten. Damit Matzig Matzig bleibt. Und das ist definitiv eine Drohung. Heinz Grünberger, München

© SZ vom 17.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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