Hitzespeicher:Kühl ist was anderes

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Der Sommer macht Pause, aber unter Dächern, in Tiefgeschossen und im Wasser bleibt es überraschend warm

Von Thomas Anlauf

Der Sommer ist doch ein flüchtiger Geselle. Kaum ist er da, schon will er wieder fort. Er war gut zu uns in diesem Jahr, das ist schon wahr. Aber was sind schon ein paar Wochen Sonne, Seen, Sommerlachen im Vergleich zum großen grauen Rest des Jahres? Und nun: Sonnenverbrannte Wiesen sind über Nacht getränkt, die Frühherbstpfützen spiegeln graue Regenwolken. Der Sommer ist wie weggewaschen.

Wer will da nicht noch einen letzten Glanz erhaschen, ein wenig Wärme finden, die noch nicht vergangen ist. Ein Sprung ins Wasser kann da durchaus helfen. Denn Seen sind die schönsten Sommerspeicher. Sind sie erst mal aufgeheizt, lässt sie ein bisschen Regenwetter ziemlich kalt. In Stegen am Ammersee und in Starnberg am See war das Wasser am Montag noch 22 Grad warm, die Luft dagegen? Ganze vier Grad herbstlich-kühler. Der Grund: Wasser braucht im Gegensatz zur Luft viel mehr Energie, um sich zu erwärmen, umgekehrt kühlt es langsamer ab. Im Sommer, wenn der Wind meist schwach über die Badeseen streicht, erwärmt sich Wasser an der Oberfläche, das kalte "schwere" Wasser bleibt in der Tiefe des Sees gefangen. Erst die Stürme im Herbst durchpflügen die Seen und mischen die Schichten wieder kräftig durch.

Doch auch in der Stadt ist noch Sommer zu spüren. In U- und S-Bahn-Höfen schwitzen die Münchner noch, während sie draußen schon frösteln. Die dunklen Schächte halten die Wärme noch im Untergrund, während im Kleiderschrank schon Pullover nach vorne geholt werden. Auch Tiefgaragen sind seit Montag sehr beliebt bei Leuten, die unter 20 Grad grundsätzlich übellaunig sind. Wem das alles aber zu unromantisch ist, kann sich in künstlichen Tropenparadiesen den Sommer ein wenig verlängern. In den Gewächshäusern des Botanischen Gartens fühlen sich auch Mimosen wohl, und im großen warmen Kakteenhaus gedeihen Pflanzen mit Namen Xerophyten, die mit ihrer ledrigen Haut die Verdunstung minimieren und ein wenig an manche lederbraune Nacktsonnenbader am Flaucher erinnern.

Deren Saison ist übrigens trotz des kleinen Frühherbstintermezzos noch längst nicht vorbei. Die Temperaturen klettern bis Ende August wieder auf 28 Grad - und das bedeutete in der Schule einst hitzefrei.

© SZ vom 18.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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