Hits:Der Musik-Missionar

Lesezeit: 1 min

Über 20 000 Platten hat Christoph Best in seinem Laden. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Seine Schallplatten will Christoph Best nur im Laden verkaufen

Queen, Rolling Stones, Beatles - alles langweiliger Kram, findet Christoph Best. Nicht, weil die Musik schlecht wäre, sondern eher, weil man alles schon tausendmal gehört hat. "Es macht doch viel mehr Spaß, auch mal links und rechts von den Klassikern zu gucken, die jeder kennt", sagt er. Links und rechts gibt es bei Best mehr als 20 000 Mal etwas zu hören. So viele Schallplatten stehen in seinem Laden im Univiertel an der Theresienstraße 46, gestopft in Regale, Kisten und Schränke.

Wer sich dazwischen hindurchschlängelt, muss aufpassen, dass er nicht über einen Haufen Filmmusik-LPs oder das in Vinyl gepresste Gesamtwerk von Bobby Womack stolpert. "Ich arbeite mit etwas, das ich liebe", sagt Best. Seit 27 Jahren kauft und verkauft er Schallplatten. Die Liebe zum Vinyl versucht er auf seine Kundschaft zu übertragen. "Im Laden kann ich für gute Musik missionieren, mich mit den Leuten über Gott und die Welt unterhalten", sagt er, und wie auf Kommando fängt eine Stammkundin an, mit ihm zu ratschen. Überhaupt kämen etwa die Hälfte seiner Kunden schon seit Jahren zu ihm. Seit fünf, sechs Jahren sei die andere Hälfte, die Laufkundschaft, etwas größer geworden, seitdem die Schallplatte wieder chic geworden sei.

Wesentlich mehr verkauft Best dadurch aber nicht. "Den jungen Leuten muss ich die Illusion nehmen, dass ich die aktuellen Scheiben hier habe", sagt er. Den Vinyl-Boom bekomme er auf andere Weise zu spüren: Auf Flohmärkten sei alles abgegrast, wenn er für seinen Laden stöbern will. "Viele Hobby-Händler wittern mit ihren Platten das große Geld im Internet" und machen ihm im Einkauf jetzt Konkurrenz. Zwei Jahre lang hat Best auch auf Ebay Platten verkauft. Dabei gingen viele Vormittage verloren, in denen er in seinem Laden - einem Einmannbetrieb - fehlte. Zu viel Aufwand dafür, dass er die Zeit nicht zwischen seinen LPs und Kunden verbringen konnte. Mehr Geld brauche er doch nicht. "Ganz ohne den Laden? Das wäre für mich unvorstellbar", sagt er.

© SZ vom 18.10.2018 / chrk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: