Hinterm Steuer:Bus statt Büroarbeit

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Helmut Angerer bringt Fahrschülerin Renata Adamu das Busfahren bei. (Foto: Robert Haas)

Renata Adamu lernt den Umgang mit einem 18-Meter-Gefährt - und mit den Fahrgästen

Warum sich Renata Adamu zur Busfahrerin ausbilden lässt? Nun, unter anderem, weil sie weiß, dass sie es kann. Denn einen Lkw-Führerschein hatte sie schon vorher - und das sind für die 42-Jährige ziemlich gute Voraussetzungen, um mit einem zweieinhalb Meter breiten und bis zu 18 Meter langen Gefährt durch Münchens Straßen zu lavieren. "Ich habe schon immer gerne große Fahrzeuge gefahren", sagt sie.

Einen Lkw-Führerschein aber braucht man nicht, um bei der MVG eine Ausbildung zum Busfahrer zu machen. Ein Autoführerschein reicht. Und wer den Busführerschein, also Klasse D/DE, noch nicht hat, bekommt eine 140-stündige Grundqualifikation mit anschließender IHK-Prüfung, danach beginnt die eigentliche Führerscheinausbildung. Die Anzahl der Fahrstunden hängt auch davon ab, welche Fahrerlaubnis ein Fahrschüler bereits mitbringt. Bei Renata Adamu reichten 33 Stunden, andere absolvieren 80 oder mehr. Nach zirka viereinhalb Monaten stehen dann die theoretische und die praktische Prüfung an. Bei Adamu geht das Ganze wegen ihrer Vorqualifikation etwas schneller.

Bei der Fahrstunde mit Ausbilder Helmut Angerer lenkt sie den Bus sicher durch Münchens Norden, wobei an jeder Haltestelle das Stoppen und Türöffnen geübt wird, damit es zur Routine wird. Angerer muss seiner Schülerin während der 45-minütigen Fahrt nur wenige Tipps wie "Spiegelarbeit ist das A und O" geben. Die Passagiere muss ein Busfahrer ebenso im Auge behalten wie den Verkehr - und bei einem so großen Gefährt ist es lebenswichtig, dass der Fahrer beim Abbiegen keinen Radler oder Fußgänger übersieht. Renata Adamu hat keine Angst vor dem stressigen Münchner Berufsverkehr. "Mir macht das Fahren Spaß", sagt sie. Vorher hat sie in der Baufirma ihres Mannes die Büroarbeit erledigt, bis sie vor sechs Jahren den Lkw-Führerschein gemacht hat, um als Fahrerin einspringen zu können.

Wer Busfahrer werden will, sollte laut Helmut Angerer nicht nur fahren können. In Seminaren lernen die angehenden Fahrer unter andrem auch den Umgang mit schwierigen Fahrgästen. Wer die Prüfung nicht auf Anhieb schafft, kann sie wiederholen. Drei Kurse bietet die MVG im Jahr an mit jeweils 16 Teilnehmern. Der Nachwuchsbedarf ist laut Ausbildungsleiter Bernhard Robl damit allerdings noch lange nicht gedeckt. Deshalb werden auch an anderen Fahrschulen, die mit der MVG kooperieren, Fahrer ausgebildet und natürlich auch Quereinsteiger, die bereits den Busführerschein besitzen, eingestellt. Was manchen abschrecken mag, ist der Schichtdienst und die Arbeit an Feiertagen und Wochenenden. Dennoch kommen immer wieder Bewerber aus diversen Branchen: Friseure, Bäcker, Musiker. Die meisten Berufseinsteiger sind zwischen 25 und 30 Jahre alt. Aber auch mit älteren habe man gute Erfahrungen gemacht, sagt Robl. Eine Altersgrenze gebe es nicht mehr. "Wenn einer noch zehn Jahre arbeiten muss, und er macht seine Arbeit gut, dann profitieren beide davon."

© SZ vom 28.09.2017 / schub - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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