Hilfswerk:Nicht allen geht es gut

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Anita Niedermeier (links) sammelt Spenden für den SZ-Adventskalender im Münchner Servicebüro. (Archivbild) (Foto: Catherina Hess)

Was SZ-Leser bewegt, für den Adventskalender zu spenden

Von Linus Freymark, München

Er ist im Krieg gewesen, erzählt der Mann. 1942 ist er eingezogen worden, zur Marine, U-Boot-Flotte. Im Juni 1943 kam er in britische Kriegsgefangenschaft in Schottland, erst nach dem Krieg ist er dann wieder nach München gekommen. Fast hundert Jahre ist er jetzt alt, doch noch immer kommt er jedes Jahr persönlich in das SZ-Servicezentrum am Färbergraben, um für den SZ-Adventskalender zu spenden. Und um Anita Niedermeier, Geschäftsführerin des SZ-Adventskalenders, aus seinem Leben zu erzählen. Niedermeier mag solche Gespräche.

Um mit den Spenderinnen und Spendern in Kontakt zu treten und zu bleiben, nehmen Niedermeier oder ihre Kollegin Lieselotte Zettler Spenden nicht nur online, sondern auch persönlich im SZ-Servicezentrum entgegen. Viele würden jedes Jahr kommen, sagt Niedermeier, einige kenne sie schon von früher. So wie den Mann, der erst an den falschen Schreibtisch tritt: "Die vergangenen zehn Jahre war ich doch immer hier", sagt er verwundert.

Die Unterstützer des SZ-Adventskalenders kommen aus unterschiedlichen Verhältnissen, manche geben 20 Euro, andere 200. Am diesem Donnerstag spenden viele 50 bis 100 Euro, aber auch eine Spende über 1000 Euro ist dabei gewesen. Jeder Euro unterstützt den SZ-Adventskalender bei seiner Arbeit - und kommt zu 100 Prozent bei den Menschen aus München an, die Hilfe brauchen. Die Verwaltungskosten übernimmt der Süddeutsche Verlag.

Besonders im Gedächtnis geblieben ist Niedermeier ein Paar: "Fang du an", habe der Mann zu seiner Frau gesagt. Daraufhin hat sie ein Couvert aus ihrer Handtasche gezogen und Niedermeier 2000 Euro überreicht. Anschließend hat ihr Mann einen Umschlag aus den Taschen seines Mantels gezogen. Darin war exakt derselbe Betrag noch einmal.

Und natürlich vergisst Anita Niedermeier die vielen Dankesbriefe nicht, die sie erhält. Einmal kam eine junge Frau, die an einem Hörschaden gelitten hatte, zu ihr ins Büro und überreichte ihr stellvertretend für die Spender einen riesigen Blumenstrauß. Das Hilfswerk der SZ hatte ihr die Operation finanziert. Seitdem könne sie ihr Klavierspiel wieder hören, sagte sie.

Auch wegen solcher Geschichten spendet Christine Häusler seit mehreren Jahren, mittlerweile ist der Besuch im SZ-Servicezentrum in der Vorweihnachtszeit eine Tradition für sie geworden, sagt sie. Und auch Dieter Teichmann ist nicht zum ersten Mal da. Die Schicksale, die er täglich in der Zeitung liest, würden ihn zum Spenden bewegen, sagt er.

Viele Spender finden es gut, dass das Geld in München bleibe und nicht an ausländische Organisationen gehe, sagt Anita Niedermeier. Christine Häusler bestärkt sie in dieser Einschätzung: "Man muss auch den Leuten aus seiner Heimatstadt, denen es nicht so gut geht, etwas geben", sagt sie.

© SZ vom 14.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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