Hilfswerk der SZ:Die große Hilfe nach dem Feuer

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In der Silvesternacht brannte die Wohnung von Waltraud V. ab, sie verlor ihr ganzes Hab und Gut. Viele SZ-Leser haben nun für sie gespendet.

Berthold Neff

Das Schicksal von Waltraud V., die in der Silvesternacht durch einen Brand ihr gesamtes Hab und Gut verlor, hat viele Leser der Süddeutschen Zeitung berührt. Nachdem die SZ Anfang des Jahres darüber berichtete, dass die 79 Jahre alte Frau in der Silvesternacht in letzter Minute aus ihrer Wohnung im siebten Stock gerettet werden konnte, bevor diese in Flammen aufging, spendeten die Leser für das SZ-Hilfswerk "Adventskalender für gute Werke" innerhalb kurzer Zeit die stattliche Summe von 6050 Euro - eine große Hilfe für die Frau.

"Ich bin von dieser Anteilnahme überwältigt", sagte Waltraud V. jetzt im Gespräch mit der SZ und dankte allen Spendern von ganzem Herzen. Wenn sie an jene Nacht zurückdenkt, als zwei Silvesterraketen auf ihrem kleinen Balkon einschlugen und dort einen Holzschrank mit ihrem Putzzeug in Brand setzten, kommen ihr immer noch die Tränen. "Ich hatte eine solche Angst."

Manchmal überlegt sie, ob sie es nicht doch hätte versuchen sollen, das Feuer zu löschen. Ein Rettungssanitäter, mit dem sie im Krankenhaus sprach, sagte ihr aber, dass dies keine gute Idee gewesen wäre, denn der Rauch hätte schnell eine schwere Vergiftung bewirken können. "Ich habe die zwei großen Raketen gesehen", sagt Waltraud V. Sie habe, als die Raketen einschlugen, gerade mit ihrer Schwester in Kanada telefoniert, das Gespräch aber beendet, weil es draußen so laut geworden sei. Die Raketen seien aus dem Innenhof der Wohnanlage am Stiftsbogen Richtung Balkone abgefeuert worden, das hätten auch die Nachbarn bestätigt. Gerade deshalb habe sie stets darauf geachtet, zu Silvester zu Hause zu sein, "damit nichts passiert".

Nun ist das, wovor sie Angst hatte, doch eingetreten. "Es ist ein Verlust von Erinnerungen", sagt die Frau und nennt vor allem die Fotos aus ihrem Leben, die ihr nun fehlen. "Und der dicke Opernführer, in den ich die Karten von den Konzerten hineingelegt habe, der ist auch verbrannt." Die Retter zerrten sie aus der Wohnung, "ich war ja so geschockt, ich wusste ja nicht, was ich tun soll, ich habe gezittert wie Espenlaub". Sie wurde ins Krankenhaus gebracht und ließ sich am nächsten Tag nicht davon abbringen, in der Wohnung nachzuschauen, ob noch etwas zu retten sei. "Wir haben aber nichts mehr retten können."

Die Bayerische Versorgungskammer, der die Anlage am Haderner Stern gehört, bot ihr übergangsweise eine andere Wohnung an. Vor allem aber war es die Hilfe ihrer Nachbarn, die sie über diese schwere Zeit rettete. Ingrid Appel zum Beispiel, Vorsitzende der Mieterinitiative am Haderner Stern. Oder Heidemarie und Walter Zaus, die drei Stockwerke über ihr wohnen - sie alle standen ihr bei. Als Waltraud V. dann ihre Übergangswohnung betrat, "war ich so überrascht, dass mir die Stimme weggeblieben ist". Ein Bett hatten die Helfer aufgetrieben, eine Couch, einen Tisch, Stühle. "Erst danach kamen die Tränen, und dann war auch die Stimme wieder da." Die Stimme, mit der sie diesen Helfern danken konnte und jetzt auch den SZ-Lesern.

Anfang April soll ihre alte Wohnung, in der sie seit 35 Jahren lebte, renoviert sein. Mit den Spenden der SZ-Leser wird es Waltraud V. schaffen, einen Ersatz für ihren verbrannten Einbauschrank zu finden und den Schlafbereich wie früher vom Wohnzimmer abzutrennen. Und da der alte Fernseher zerschmolzen ist, braucht sie auch dafür Ersatz - und eine kleine Anlage mit klassischer Musik.

© SZ vom 15.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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