Helmut Dietls Sohn:Dem Vater auf der Spur

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David Dietl, geboren 1979 in Los Angeles, lebt als Regisseur und Drehbuchautor in München. Der Sohn des "Monaco Franze"-Schöpfers Helmut Dietl gab sein Kinodebüt 2013 mit "König von Deutschland". (Foto: Florian Peljak)

Für David Dietl muss eine neue Serie München "von unten" zeigen

Interview von Maresa Sedlmeir

David Dietl ist Regisseur und Drehbuchautor. In einem Café gegenüber seinem Büro in der Maxvorstadt spricht der Sohn von Helmut Dietl über Münchner Serien und das schwere Erbe eines großen Namens.

SZ: Herr Dietl, Ihre Filmografie verrät, dass Sie noch nicht in München gedreht haben. Woran liegt das?

David Dietl: Ich bin nach Berlin zum Studieren gegangen. Das war eine bewusste Entscheidung: München ist die Stadt, in der ich aufgewachsen bin, die ich sehr gut kenne, die natürlich auch durch meinen Vater sehr geprägt ist. Ich bin jetzt zurückgezogen nach München, auch weil Berlin mir irgendwann zu anstrengend war. Und weil ich gemerkt hab, dass es dort für mich persönlich schwer war, die Zeit und die Ruhe zu finden, das künstlerisch zu verarbeiten. Berlin ist ganz viel Input und wenig Output, München ist wenig Input und viel Output.

Ist München als Standort für Serien auserzählt?

Nein, das glaube ich nicht. Ich finde es total wichtig, dass hier neue Serien entstehen, aber für mich war es nicht das Erste, was ich machen wollte. Ich habe mich natürlich trotzdem schon mit der Frage beschäftigt, was man hier machen kann.

Und auf welche Antwort sind Sie gekommen?

Ich wusste, wenn ich hier was mache, dann muss das ganz besonders und ganz besonders gut sein. Es gibt Hotels, die nach den Figuren aus den Serien meines Vaters benannt sind, man geht in einen Burger Laden, und es gibt einen Monaco Franze Burger, man trifft das hier wirklich an jeder Ecke. Das ist eine Riesenleistung, aber das macht es für alle, die jetzt eine Serie über München erzählen wollen, auch schwieriger. Ich bin selbst auf der Suche danach. Ich arbeite an einer Neuinterpretation von Ludwig Thomas "Münchner im Himmel" - aber als Spielfilm.

Was müsste für Sie in einer Münch ner Serie vorkommen?

Leider habe ich die Antwort darauf noch nicht, sonst wär ich schon dran. Aber die Kollegen von " Fett und Fett" oder " Servus Baby" zeigen ja, dass es sich trotzdem lohnt, und sie sagen: Wir haben hier gewohnt, wir haben Spaß, und wir erzählen unsere Geschichten aus München. Es gibt hier eine große Liebe zum Leben, zum Essen, zum Trinken, zum Feiern. Dieses katholisch geprägte "Man darf auch sündigen". Da muss man sich halt entschuldigen, und dann darf man weiter machen.

Was wäre Ihr Ansatz für eine Serie?

Das Problem, das wir gesellschaftlich hier in München haben, ist, dass sich nur noch ein paar Leute diese Stadt überhaupt leisten können und deswegen die Diversität, die München immer ausgezeichnet hat, ein bisschen verloren geht. Wie die Leute hier ums Überleben kämpfen! Also vielleicht müsste es eher eine Serie sein, die das München von unten zeigt. Das hätte etwas mehr als das Satte, Fertige, Reiche.

Und in welcher Zeit müsste sie spielen?

Natürlich sind die Achtzigerjahre sehr spannend. Da war München der Nabel Deutschlands, zumindest in einer Hinsicht: Die Musikproduzenten und die Studios waren hier, und deswegen auch Freddie Mercury, Donna Summer, Milli Vanilli ... Aber die Zeit war, wie gesagt, sehr durch die Serien meines Vaters geprägt, und ich glaube, man müsste da eher einen anderen Ansatz finden, vielleicht ist da ein anderes Genre besser, eher in Richtung Drama. Komödie oder Satire hat es da, glaube ich, noch schwerer.

Was hat die Serie für Vorteile gegenüber dem Film?

Ich habe den Eindruck, man kann sich gerade in Serien mehr trauen, die spannenderen Geschichten zu erzählen, es konzentriert sich mehr auf die Figuren, man hat mehr Zeit. Der Kinomarkt hat es sehr schwer, alle versuchen immer auf Nummer sicher zu gehen. In Serien ist es einfacher, neue Leute zu besetzten, man hat viel größere Freiheiten. Und fürs Kino musst du die Leute dazu bringen, rauszugehen und zehn Euro auszugeben, Eltern brauchen dann noch einen Babysitter, und dann gibst du gleich mal 50 Euro aus, nur um einmal ins Kino zu gehen. Aber alle haben zu Hause Netflix und Amazon, das ist natürlich viel bequemer.

© SZ vom 07.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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