Helge Schneider und Gerhard Polt und die Biermösl Blosn und dann auch noch Alexander Kluge gemeinsam auf einer Bühne - viel wunderbarer geht's eigentlich nicht mehr. Höchstens wenn man noch ganz viele Karl-Valentin-Zitate drüberstreut.
Helge Schneider bekommt am Sonntag im Münchner Volkstheater den Großen Karl-Valentin-Preis. Das hatte, als es vor ein paar Wochen bekannt gegeben wurde, einige irritiert. Weil Karl Valentin ein Münchner Heiligtum ist und der Helge Schneider, der ist ja nicht einmal ein Bayer, was soll das denn, was hat der denn mit München zu tun?
Und außerdem hat Helge Schneider in einem Interview einmal eine Münchner Todsünde begangen, nämlich Valentin als "Walentin" ausgesprochen. Um zu demonstrieren, dass man ein ordentlicher Münchner ist, spricht man bekanntlich ganz besonders die Worte Fffalentin und Fffiktualienmarkt mit deutlich gefauchtem F am Anfang. Nun gibt es aber zum Glück selbst in Bayern Menschen, die klug genug sind um zu erkennen, dass es bei Valentin nicht ums Idiom geht, sondern um klugen, hintersinnigen, bösen, dadaistischen Humor, und dass Helge Schneider damit der perfekte Preisträger ist.
Gerhard Polt und die Biermösl Blosn zum Beispiel sind so kluge Menschen, sie bekamen 2007 als erste den Preis, den der Münchner Autor Alfons Schweiggert erfunden hat, und gaben ihn 2010 zunächst an den Musiker Fredl Fesl und nun an Helge Schneider weiter. Zu diesem Anlass stehen die frisch getrennten Well-Brüder sogar noch einmal zusammen auf der Bühne und musizieren - angekündigt nun als "Ex-Biermösl Blosn".
"Das ist aber nicht unser zukünftiger Bandname", sagt Hans Well, "das ist keine Reunion." Die Laudatio auf Schneider hält Alexander Kluge, die beiden sind befreundet und machen seit einigen Jahren zusammen sehr lustige Filmchen. Kluge stellt Schneider in eine Reihe mit Karl Valentin und Till Eulenspiegel, er sei ein Philosoph und vom alten Stamm der Erzähler.
Helge Schneider selbst hält seine Rede kurz: "Ein Preis ist immer eine Auszeichnung. In diesem Sinne: danke." Im Falle des Karl-Valentin-Preises besteht diese Auszeichnung übrigens aus nichts. Kein Geld, keine Skulptur, keine Medaille. Schweiggert, der Erfinder des Preises, will damit an Valentins Humor anknüpfen. Polt und die Wells wollen Schneider aber trotzdem etwas überreichen und drücken ihm "als Nichts-Ergänzung" auf der Bühne zwei Eimer Farbe in die Hand, von denen einer prompt ausläuft.
Schließlich setzt sich Schneider ans Klavier, um "die Mondscheinsonate oder so'n Scheiß" zu spielen. Er improvisiert ein bisschen, kommt aber leider nicht recht in Fahrt, schaut auf die Uhr, rechnet zusammen und entscheidet: "Die Veranstaltung ging jetzt 125 Minuten, das muss reichen." Das Publikum klatscht lange und irritiert nach diesem Abgang, aber das war's tatsächlich.
Schade, denn von Sätzen wie "Beethoven war ein begnadeter Musiker. Wer ihn kennt, der kennt ihn. Überall wo er auftauchte, sah man ihn" hätte man gerne noch so viele mehr gehabt.