"Heimtückischer Mord":Der lange Atem der Fahnder

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18 Stiche in die Brust: Vor fünf Jahren wurde in Moosach ein Autohändler ermordet. Bald steht der Täter vor Gericht.

Alexander Krug

Fünf Jahre nach dem brutalen Mord an dem 62 Jahre alten Gebrauchtwagenhändler Manfred R. in Moosach wird dem mutmaßlichen Täter jetzt der Prozess gemacht. Am 22. Juni beginnt im Schwurgericht das Verfahren gegen Walter M., 48. Dem gelernten Schreiner wird heimtückischer Mord aus Habgier vorgeworfen. Er soll sein Opfer mit einem Messer niedergestochen haben, um es zu berauben. Die Tatbeute soll etwa 1000 Euro betragen haben.

Auf diesem Gelände wurde der Autohändler Manfred R. von dem Täter überrascht: Die Anklage lautet "Heimtückischer Mord aus Habgier". (Foto: Foto: Stephan Rumpf)

Den Ermittlungen zufolge betrat Walter M. am 8. April 2004 gegen 15.30 Uhr den kleinen Verkaufscontainer des Autohändlers an der Dachauer Straße 326. Dort begann er sofort mit einem Messer auf den völlig überraschten Manfred R. einzustechen. Mindestens 18 Stiche wurden später gezählt, die meisten davon direkt in die Brust. Der 62-Jährige war offenbar sofort tot, der Täter nahm die Geldbörse seines Opfers, einen Autoschlüssel und eine EC-Karte an sich und flüchtete. Entdeckt wurde das Verbrechen erst gegen 18 Uhr, als der Sohn nach seinem Vater schaute.

Weil die Leiche noch einen Bissen Leberkäse im Mund hatte, konnten die Ermittler später die Tatzeit präzise eingrenzen. Den Leberkäse hatte sich Manfred R. kurz zuvor bei einem Imbissstand bei einer benachbarten Tankstelle gekauft. Die weiteren Ermittlungen gestalteten sich indes schwierig, weil es keine Augenzeugen gab. Erst eine am Tatort gesicherte DNS-Spur sollte den Fahndern zum Durchbruch verhelfen.

Der in Dachau geborene Walter M. hatte in den 80er Jahren mehrere Banken überfallen und war dafür zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Nach Verbüßung von zwei Dritteln der Strafe wurde er Mitte der 90er Jahre entlassen und tauchte unter. Als im Zuge der 1998 eingerichteten zentralen DNS-Analyse-Datei sukzessive auch die "Altfälle" aufgearbeitet wurden, geriet irgendwann auch Walter R. wieder ins Visier der Fahnder. Aufgrund seiner Vorstrafe sollte er einen Speicheltest abgeben, doch zunächst war sein Aufenthaltsort unbekannt.

Dass er auf Mallorca lebte, davon bekamen die Fahnder schließlich nur durch einen Zufall Wind. Walter R. wollte für einen Freund in Lübeck ein Gewerbe anmelden und hinterließ dafür eine Adresse. Dorthin schickten die Ermittler die Aufforderung, sich zum Speicheltest zu melden. Mitte 2008 gab Walter M. schließlich die gewünschte DNS-Probe ab, offenbar fühlte er sich zu sicher. Nach dem Treffer in der Datei hefteten sich sofort Zielfahnder an seine Fersen, im Oktober 2008 wurde er schließlich auf einer abgelegenen Finca in Mallorca festgenommen und wenige Tage später nach Deutschland überstellt. Der Prozess im Schwurgericht ist vorerst auf fünf Tage terminiert.

© SZ vom 06.06.2009/dab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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