Heiliges Jahr:Bedürftige reisen zum Papst

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Münchner Tafel organisiert Besuch mit Hilfe von Spendern

Von Jakob Wetzel

Im Alltag sind sie auf die Hilfe der Münchner Tafel angewiesen, um über die Runden zu kommen - jetzt haben ihnen Spender eine Fahrt zum Papst finanziert. 150 bedürftige Münchner steigen an diesem Donnerstagmorgen ab 5.30 Uhr morgens in drei Busse und brechen auf zu einer Pilgerreise nach Rom. Dort treffen sie mit voraussichtlich etwa 6000 weiteren Pilgern aus ganz Europa zusammen, die an der internationalen Wallfahrt "Fratello" teilnehmen. Zweimal treffen die Gäste laut Programm mit Papst Franziskus zusammen; für den Freitag ist eine Audienz geplant, für den Sonntag ein gemeinsamer Gottesdienst. Angesetzt sind zudem Stadtbesichtigungen. Am Sonntag geht es zurück nach München.

Für die Münchner Tafel ist es die erste und zumindest vorerst einzige Pilgerreise. An sich verteilt der 1994 gegründete, mildtätige Verein gespendete Lebensmittel an etwa 20 000 Bedürftige in München; im Stadtgebiet gibt es 27 Verteilstellen, zusätzlich beliefern die Ehrenamtlichen 107 soziale Einrichtungen. Doch als Papst Franziskus für den Zeitraum von Dezember 2015 bis November 2016 ein Heiliges Jahr der Barmherzigkeit ausrief und sagte, er wolle mit Bedürftigen aus ganz Europa zusammentreffen, überlegten sich Ehrenamtliche in dem Verein, sich zu beteiligen.

Die Zeit danach sei ein Kraftakt gewesen, sagt Gregor Tschung von der Münchner Tafel. "Das Interesse der Leute an den Essensausgabestellen war von Anfang an sehr groß." Die Pilger werden in einem Gästehaus etwa 20 Kilometer vor der Stadt Rom übernachten und in Rom komplett verköstigt; bezahlen müssen sie dafür nicht. Die Münchner Tafel sammelte etwas mehr als 50 000 Euro ein, zusätzlich zu ihrem regulären Werben um Spenden. Das letzte benötigte Geld sei erst vor wenigen Tagen eingegangen, sagt Tschung.

Hannelore Kiethe, die Vorsitzende der Münchner Tafel, bedankte sich bei den Spendern: "Schon die Vorfreude bei unseren Bedürftigen, die an dieser Pilgerfahrt teilnehmen, zeigt mir, dass es richtig war, alles zu unternehmen, um diese Reise zu ermöglichen."

Den größten Teil des Geldes haben laut Tafel Privatpersonen spendiert; einen kleineren Betrag trug die Kirche bei. In Rom arbeitet die Tafel ebenfalls mit der heimischen katholischen Kirche zusammen: Die Pilgerstelle "Peregrinatio" des Erzbistums München und Freising hat parallel eine Pilgerreise für 40 Wohnungslose aus dem Gebiet der Erzdiözese organisiert; die Mehrzahl von ihnen stammt aus dem Pfarrverband Milbertshofen.

In Rom werden die Wohnungslosen von einem Pfarrer begleitet und außerdem von einem Diakon betreut, der sie etwa zu Besichtigungen führt - und dabei, sagt Tschung, dürften sich die Pilger der Tafel anschließen.

© SZ vom 10.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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