Hebertshausen:Mittelalterliche Wohnburg entdeckt

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Sensationeller Fund: Bei Sanierungsarbeiten in Schloss Unterweilbach sind Reste einer mittelalterlichen Wohnburg entdeckt worden.

Gregor Schiegl

Bei Sanierungsarbeiten in Schloss Unterweilbach sind Reste einer mittelalterlichen Wohnburg entdeckt worden. Zu der Anlage gehörte offenbar auch eine mächtige Wehrturmkirche. Dieser Bautypus gilt als äußerst selten. Die Anlage stammt vermutlich aus dem frühen 13. Jahrhundert.

Bei Grabungen in der Schlosskapelle Hebertshausen sind die Archäologen auf ein Skelett gestoßen. (Foto: Foto: Heigl)

Seit 1993 lässt Schlossherr Clemens von Trebra-Lindenau den Familiensitz in Unterweilbach sanieren. Bei der Trockenlegung der feuchten Mauern stießen die Arbeiter kurz vor Weihnachten 2008 auf die Grundfesten eines Bauwerks, das hier vor dem Jahr 1692 gestanden haben muss, als Schloss Unterweilbach errichtet wurde.

Die Struktur der Mauern gab dem Architekten Michael Korte, der die Arbeiten begleitet, zunächst Rätsel auf. Nun ist klar, dass man in Unterweilbach einen spektakulären Fund gemacht hat: eine alte Burgkapelle, die als Bergfried diente.

Der aus Ziegeln errichtete und mit ursprünglich mächtigen Holzstämmen bewehrte Bau, hatte massive Mauern mit einer Stärke von 1,60 Metern und das über eine Höhe, die bis zu 14 Metern nachweisbar ist. Eine romanische halbrunde Apsis zeigt, dass das mächtige Bollwerk ursprünglich auch als Kapelle genutzt wurde.

Die Wände des Turms wurden, soweit sie nicht im Erdreich lagen, nachträglich reduziert. Baustoffe waren seinerzeit ein kostspieliges Material. Der Regensburger Mittelalterarchäologe Tilmann Mittelstraß geht daher von einem sehr reichen und auch einflussreichen Burgherrn aus, der die Anlage bauen ließ.

Einen "erstaunlichen Befund, der mir so noch nicht begegnet ist", hat der Experte im Boden vor der Apsis der Schlosskapelle gemacht. Bei den Aushubarbeiten stieß Mittelstraß auf das Skelett "eines jungen Individuums". Es wurde nur zur Hälfte ausgegraben und soll auch an Ort und Stelle verbleiben. Schlossherr von Trebra-Lindenau: "Die Angehörigen werden sich schon etwas dabei gedacht haben, als sie den Toten genau dort bestattet haben."

Mit rund einem halben Meter haben die Archäologen nur so tief gegraben, wie es für die spätere bauliche Sanierung notwendig ist. "Der Verursacher muss die Folgekosten zahlen", erklärt Archäologe Mittelstraß. Schon jetzt lägen die Sanierungskosten, staatliche Zuschüsse inklusive, bei einem "siebenstelligen Betrag", sagt Clemens von Trebra-Lindenau.

Einen Bericht über die spektakulären Funde in Unterweilbach zeigt heute Abend um 17.35 auch die Abendschau im Bayerischen Fernsehen.

© SZ vom 20.02.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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