Haushalt:Weniger Kirchensteuer

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Das Bistum muss 2016 mit einem schrumpfenden Etat auskommen - doch das liegt auch an einer neuen Software

Von Jakob Wetzel, München

Es gibt einen Rückgang, das ist neu: Das Erzbistum München und Freising kalkuliert für das Jahr 2016 zum ersten Mal seit vielen Jahren mit einem geschrumpften Etat. Schuld daran sind vor allem sinkende Einnahmen aus der Kirchensteuer. Im Haushaltsentwurf für dieses Jahr, den die Kirche am Montag vorgestellt hat, sind nur noch 532,8 Millionen Euro von den Gläubigen eingeplant. Im Vorjahr hatte das Erzbistum über die Kirchensteuer noch 570,1 Millionen Euro eingenommen. Der Grund für den Rückgang ist aber laut Kirche keineswegs die kontinuierlich hohe Zahl an Kirchenaustritten. Verantwortlich sei vielmehr eine neue Software im Erzbischöflichen Ordinariat, erklärte der kirchliche Finanzdirektor Markus Reif. Das neue Programm sei 2014 eingeführt worden, dadurch hätten sich viele Abrechnungen verzögert und seien erst im Folgejahr bearbeitet worden. 2015 sei die Kirchensteuer daher besonders hoch ausgefallen. "Jetzt geht es zurück auf Normal."

Insgesamt rechnet die Kirche für 2016 mit Einnahmen in Höhe von 721,3 Millionen Euro, das sind erheblich weniger als im Jahr 2015: In jenem Jahr hatte das Erzbistum noch 781,6 Millionen Euro kassiert. Allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dass die tatsächlichen Einnahmen 2016 höher sein werden als berechnet. Die katholische Kirche setzt traditionell niedrige Sätze an, um dank zu erwartender Mehreinnahmen flexibel reagieren zu können, wenn Geld benötigt wird, zum Beispiel für rasche Hilfe bei Flutkatastrophen oder bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen. Für das Jahr 2015 hatte die Kirche unter anderem wegen ihrer niedrigen Kalkulation einen Nachtragshaushalt in Höhe von 192 Millionen Euro beschließen können; das meiste Geld hiervon wurde zurückgelegt, um anstehende größere Bauprojekte wie den Umbau des Freisinger Dombergs, des Klosters Beuerberg und des Studentenwohnheims Ludwigskolleg in München bezahlen zu können.

Sieht man von der Kirchensteuer ab, stammt das Geld der Kirche nach ihrer Gewinn- und Verlustrechnung hauptsächlich aus staatlichen und kommunalen Leistungen unter anderem für Schulen, Religionsunterricht und Kindertagesstätten; die Erzdiözese ist derzeit Träger von 34 Kindertagesstätten, einer Volksschule, 14 Realschulen, fünf Gymnasien und zwei Fachoberschulen; dazu gibt es 387 Kindertageseinrichtungen der einzelnen Pfarreien sowie 14 Bildungswerke. Insgesamt rechnet das Erzbistum mit 106,1 Millionen Euro an Zuschüssen.

Hinzu kommen auf der Einnahmenseite 34 Millionen Euro aus Mieten und Pachten; 23,7 Millionen Euro kassiert das Erzbistum an Erträgen aus Wertpapieren; das Übrige setzt sich aus verschiedenen Erträgen zusammen, etwa aus Schulgeld, aus Überweisungen der kirchlichen Stiftungen sowie aus Teilnehmerbeiträgen für Veranstaltungen und Seminare.

Investieren wird das Erzbistum dieses Geld zum großen Teil in sein Personal. 291,3 Millionen Euro sind an Löhnen, Gehältern und Sozialabgaben für die eigenen Beschäftigten vorgesehen. Dazu kommt Geld für das Personal der Pfarrkirchenstiftungen, das allerdings in der Bilanz nicht exakt ausgewiesen wird. Insgesamt sieht das Erzbistum 297,9 Millionen Euro an Zuschüssen für Kirchenstiftungen, Vereinigungen wie die Caritas und überdiözesane Einrichtungen vor. Zuletzt beliefen sich die Personalkosten stets auf gut die Hälfte der Ausgaben. Das werde auch 2016 so sein, sagte Reif. Insgesamt erwartet die Erzdiözese trotz der gesunkenen Einnahmen ein positives Jahresergebnis von 15,2 Millionen Euro. Das Geld soll komplett in die Rücklagen fließen.

© SZ vom 21.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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