Haushalt 2017:Geplantes Minus

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"Wir können nur das unbedingt Notwendige machen", sagt Generalvikar Peter Beer. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Erzbistum nimmt so viel Geld ein wie nie und gibt es auch aus. Beim Bauunterhalt sollen Prioritäten gesetzt werden

Von Jakob Wetzel

Es klingt paradox: Das Erzbistum München und Freising gilt als wohlhabendste der 27 katholischen Diözesen in Deutschland, und im vergangenen Jahr hat es noch dazu so viel Geld eingenommen wie nie - 873 Millionen Euro. Und doch musste die Kirche in ihre Rücklagen greifen, um ihren Haushalt auszugleichen, und doch warnt sie, so wie bisher gehe es wohl nicht weiter. Es stünden große Investitionen in den Bauunterhalt an, sagte Generalvikar Peter Beer, der kirchliche Verwaltungschef, bei der Vorstellung der Bilanzen für 2016 und des Haushalts für 2017. Die Kirche müsse sich gar fragen, ob wirklich jede Pfarrei alle ihre Gebäude benötige, oder ob nicht manchmal zentrale Räume genügten.

Grund zu diesen Sorgen gibt, dass in der Bauverwaltung jahrelang Misswirtschaft betrieben worden ist. Im Erzbistum haben sich Hunderte unerledigte Baumaßnahmen aufgestaut, die Anträge dazu blieben oft schlichtweg in der Verwaltung liegen. Im vergangenen Jahr hat die Kirchenleitung Konsequenzen gezogen, das Ressort neu strukturiert und sich einen Überblick verschafft. Etwa 600 Anträge seien nun zu bearbeiten, sagte Beer. Eine Prioritätenliste gebe es bereits, auch den Bauetat hat die Kirche zunächst einmalig vergrößert: Statt knapp 60 Millionen Euro wie in den vergangenen Jahren will das Erzbistum 2017 fast 150 Millionen Euro in Sanierungen investieren. Angesichts der etwa 7000 kirchlichen Gebäude in der Diözese handle es sich jedoch auch dabei nur um einen "Tropfen auf den heißen Stein", sagte Beer und warb um Verständnis. "Wir können nur das unbedingt Notwendige machen. Und das ist oft nicht das, was vor Ort in den Pfarreien als notwendig erachtet wird."

Im Haushalt für 2017 machen sich die anstehenden Baumaßnahmen deutlich bemerkbar: Die Kirche plant mit einem Verlust in Höhe von 46 Millionen Euro, der wiederum durch Geld aus den Rücklagen ausgeglichen werden soll. Ein geplantes Minus: Auch das ist neu. Allerdings steht es unter Vorbehalt. Denn in den vergangenen Jahren nahm die Kirche stets erheblich mehr Geld ein als veranschlagt. Der kirchliche Finanzdirektor Markus Reif plant traditionell zurückhaltend, um die Mehreinnahmen flexibel verwenden zu können.

So hatte die Kirche auch für das Jahr 2016 zunächst mit einem schrumpfenden Etat kalkuliert. Reine Finanzerträge mit eingerechnet, waren 721,3 Millionen Euro veranschlagt; am Ende waren es etwa 150 Millionen Euro mehr. Größter Posten war die Kirchensteuer: Mit ihr nahm das Erzbistum 590 Millionen Euro ein. Dazu kamen unter anderem knapp 116 Millionen Euro von der öffentlichen Hand: 70 Millionen Euro vom Staat für kirchliche Schulen, 15 Millionen für Religionsunterricht an staatlichen Schulen, 14 Millionen Euro von den Kommunen für Kindertagesstätten und 13 Millionen Euro vom Freistaat wegen des Staatskirchenvertrags.

Regulär ausgegeben hat die Kirche demgegenüber rund 805 Millionen Euro; das Geld floss zum großen Teil in das Personal sowie in den Gebäudeunterhalt sowohl des Erzbistums selbst als auch der einzelnen Pfarreien. Dass die Kirche dennoch an ihre Rücklagen gehen musste, liegt daran, dass sie zusätzlich etwas mehr als 135 Millionen Euro an mehrere Stiftungen überwiesen hat, unter anderem an die Bischof-Arbeo-Stiftung, die sich um Schulen und Bildungshäuser der Kirche kümmert, sowie an die St.-Korbinian-Stiftung, die das Gemeindeleben fördern soll. Am Ende musste die Kirche ein Minus von etwa 68 Millionen Euro ausgleichen.

Das Vermögen der Kirche hat sich dagegen im Wesentlichen kaum verändert - auch wenn das Bild ziemlich kompliziert ist. Denn dazu zählen mehrere Rechtsträger, die zwar jeweils einander zuarbeiten, aber formal selbständig sind. Die Bilanz des Rechtsträgers Erzbistum für 2016 summiert sich wie im vergangenen Jahr auf etwa 3,3 Milliarden Euro. Diese Summe wurde im vergangenen Jahr erstmals errechnet und veröffentlicht. Das zweckgebundene Vermögen der drei großen kirchlichen Stiftungen, der Bischof-Arbeo-Stiftung, der St.-Korbinian-Stiftung und der karitativen St.-Antonius-Stiftung, ist von 1,9 Milliarden Euro auf nun knapp 2,1 Milliarden Euro angestiegen, auch dank Zustiftungen des Erzbistums.

Zwei weitere kirchliche Stiftungen haben nun erstmals Bilanzen vorgelegt: Die Klerikalseminarstiftung in Freising, die der Priesterausbildung gewidmet ist, verfügt über 107,7 Millionen Euro; das Vermögen der Freisinger Knabenseminarstiftung, die Bildungshäuser fördert, beträgt 16,1 Millionen Euro. Noch nicht erfasst ist hingegen das Vermögen des zentralen Domkapitels sowie der insgesamt etwa 750 Pfarrkirchenstiftungen im Erzbistum.

Im kommenden Jahr werde wohl zumindest das Domkapitel nachziehen, sagte Beer. Bis die Pfarrkirchenstiftungen ihr Vermögen offenlegen können, werde es indes noch dauern.

© SZ vom 27.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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