Haus- und Hobby-Brauerei:Die Stadtviertel-Halbe

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Günther Baumann. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Neuhauser Richelbräu gibt es schon seit gut acht Jahren

Ungewöhnliche Biersorten sind für Günther Baumann ganz gewiss nichts Neues. "Hier haben wir fast alles schon gebraut", sagt der 61-Jährige, "Indian Pale Ale, Alt, Kölsch, Guinness, Bockbier, Starkbier. Weißbier, Helles und Dunkles sowieso." Fast ein Dutzend Brauer kommen regelmäßig in die Neuhauser Richelstraße 26, gleich bei der Donnersbergerbrücke, um abwechselnd ihre Spezialitäten zu brauen. "Experimentiert wird viel, mit Gewürzen und verschiedenen Hopfensorten. Wir haben auch schon mal ein Schokoladenbier hergestellt." Und eines mit Honig - bis vor einem Jahr gab es ja auch noch einen Bienenstock im Hof.

Normalerweise geht so etwas natürlich nicht mit dem bayerischen Reinheitsgebot. "Aber wir sind ja keine gewerbliche Brauerei", sagt Baumann. Er hat im alten Waschkeller des Wohnhauses eine "Haus- und Hobbybrauerei" eingerichtet, mit schönen Räumen für Kulturveranstaltungen zwischen Theater und Musik. Vor acht Jahren, zur 850-Jahrfeier der Stadt, hat er den Keller mit den anderen Bewohnern des Hauses renoviert und eine 70-Liter-Brauanlage eingebaut, in der seither Jahr für Jahr an die 6000 Liter Bier hergestellt werden. Zum Teil bei Volkshochschulkursen, teilweise aber auch von ganz normalen Hobbybrauern. Die dürfen die Anlage benutzen, wenn sie die Hälfte der Produktion an Richelbräu abtreten. Die wird dann gegen eine kleine Spende bei den Kursen und Veranstaltungen verkostet.

Günther Baumann ist ein sehr kulturaffiner Mensch und studierter Historiker, er hat das Haus von seinen Eltern geerbt und wohnt jetzt selbst dort, hat viel Liebe und Arbeit hineingesteckt. Er selbst ist in Bamberg geboren, "der wahren Bierhauptstadt", wie er augenzwinkernd sagt. Sein Vater war selbst Braumeister, und so lag es durchaus nahe, an der Richelstraße eine kleine Hobbybrauerei einzurichten. Inzwischen kann man davon sprechen, dass hier in Neuhausen auch so eine Art Keimzelle der Münchner Hobbybrauerszene entstanden ist.

"Gerade die vergangenen zwei Jahre", sagt Baumann, "ist das wirklich richtig turbulent geworden." Das freut ihn, er sieht die Hobbybrauerszene durchaus auch "als Gegenbewegung zur Globalisierung der Bierindustrie". Ob der Richelbräu selbst noch mal stärker einsteigen wird in die Craft-Beer-Szene? Ganz raus ist das noch nicht. Immerhin ist Richelbräu beim Finanzamt, das für die Biersteuer zuständig ist, ja schon veranlagt. Und wie, meint Baumann und grinst: "Wir sind sogar der größte Steuerzahler unter den Münchner Hobbybrauern."

© SZ vom 22.06.2016 / fjk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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