Hans Podiuk:"Dies ist kein Tag der Freude für die CSU"

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Hans Podiuk, Chef der Rathaus-Fraktion, ist Opfer der Affäre und kennt die Rolle der Kultusministerin.

Interview: Jan Bielicki, Berthold Neff

Hans Podiuk, 58, Chef der Rathaus-CSU, war ein Opfer der so genannten Mitgliederkauf-Affäre. Er macht Hohlmeier dafür verantwortlich, dass ihn der verurteilte Stadtrat Christian Baretti von seinem CSU-Kreisvorsitz stürzen konnte.

"Es ging darum, die Macht in der Münchner CSU an sich zu reißen" - Hans Podiuk. (Foto: Foto: dpa)

SZ: Sind Sie und die Münchner CSU nach dem Rücktritt von Monika Hohlmeier nun zufrieden?

Hans Podiuk: Dies ist kein Tag der Freude für die Münchner CSU, aber ein wichtiger Schritt in der Aufarbeitung der Affäre. Der Rücktritt war Voraussetzung einer Rückkehr zur Beruhigung und zur Sacharbeit in der CSU.

SZ: War ihr Rücktritt unvermeidlich?

Podiuk: Als nächstes hätten doch jetzt im Ausschuss die Spitzenleute der Münchner CSU ausgesagt. So weit hätte man es gar nicht kommen lassen dürfen.

SZ: Wie tief steckte Monika Hohlmeier in der Affäre?

Podiuk: Ich bin überzeugt, dass sie die ganze Geschichte angestoßen hat, vor allem die Mitgliederkäufe zu diesen enormen Summen von 500 Euro pro Stimme.

SZ: Sie hat das also organisiert?

Podiuk: Meines Erachtens ja. Die Staatsanwaltschaft hält den Zeugen Maximilian Junker ja für glaubwürdig - und was er jetzt im Ausschuss aus seiner Sicht erzählt hat, deckt sich mit dem, was ich in dieser Affäre auf der anderen Seite erlebt habe. Ich habe Monika Hohlmeier gesagt, mir läge der Nachweis vor, dass Aufnahmeanträge gefälscht wurden und dass ich Junker und alle, die mit ihm zusammen agierten, aus der Partei ausschließen will. Frau Hohlmeier hat mir dies ausdrücklich verboten mit den Worten: "Du schließt überhaupt niemanden aus!"

SZ: Wann haben Sie Frau Hohlmeier über die Fälschungen informiert?

Podiuk: Es war Februar oder März 2003. Ich hatte im Januar meine Nachforschungen gegen Junker begonnen und erhielt dann sofort ein Schreiben seines Rechtsanwalts Steffen Ufer, dass er völlig unschuldig sei. Ich trat dann an sie als designierte Chefin der Münchner CSU heran, um Hilfe bei der Aufklärung zu bekommen. Ihre Reaktion hat mir dann allerdings schwer zu denken gegeben.

SZ: Erste Hinweise, dass etwas Unsauberes läuft bei der CSU in München-Ost, hatten Sie aber schon früher?

Podiuk: Ich habe den Kreisvorstand zu Weihnachten 2002 informiert, dass Fälschungen aufgetaucht sind und dass ich der Sache nachgehen werde. In dieser pauschalen Form habe ich Frau Hohlmeier schon bei der Weihnachtsfeier des CSU-Bezirksvorstands informiert, bevor ich ihr dann im Februar oder März weitere Details nennen konnte.

SZ: Sie hat im Bezirksvorstand aber stets gesagt, sie habe von den Fälschungen nichts gewusst.

Podiuk: Sie hat dort und auch mir gegenüber offensichtlich die Unwahrheit gesagt. Ich habe dies bisher, aus Rücksicht auf die Partei, nicht an die große Glocke gehängt. Als sie Sachen erklärte, die dem zuwiderliefen, was ich erlebt hatte, sagte ich nur, ich wolle dies nicht kommentieren. Nun aber, durch die Urteile des Gerichts und die Aussagen vor dem Ausschuss, wurde sozusagen amtlich, was ich ohnehin schon wusste.

SZ: Wie erklärten Sie es sich damals, dass Frau Hohlmeier Sie davon abhalten wollte, gegen die Fälscher vorzugehen?

Podiuk: Ich rätselte damals, welche Interessen sie haben könnte. Heute habe ich keine Zweifel daran, dass es ein zielgerichtetes Vorgehen war und dass die Befehlsstränge von ihr über Haedke und Baretti liefen.

SZ: Aber was war eigentlich das Ziel dieser mit so großem Aufwand betriebenen Aktion?

Podiuk: Es hat wohl alles mit dem Kampf um das Landtagsmandat begonnen. Da aber die Perlacher Delegierten für die Nominierung zum Landtag schon gewählt waren, hätte dies Heinrich Traublinger im Rennen gegen seinen Herausforderer Markus Blume gar nichts genutzt. Es ging ihnen also vor allem darum, die Macht in der Münchner CSU an sich zu reißen. Joachim Haedke muss sich schon als Chef der Staatskanzlei unter einer Ministerpräsidentin Monika Hohlmeier gesehen haben.

© SZ vom 16.4.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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