Handel mit Pelzen:Ein Mann für alle Felle

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"Es ist schon sehr schade": Aber mit seinen 69 Jahren wollte sich Albin Eiselt nicht mehr an einen längeren Pachtvertrag binden. (Foto: Stephan Rumpf)

Münchens ältestes Pelzgeschäft muss schließen, Inhaber Albin Eiselt macht in der Theatinerstraße Platz für eine spanische Modekette

Von Thomas Anlauf

Der Preis fällt rapide: von ursprünglich 9900 Euro auf 5400 Euro, jetzt nur noch 2900 Euro. Die edle Jacke, die in der Auslage von Münchens ältestem Pelzgeschäft hängt, ist schon fast Ramschware. "Wir schließen", "Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe", "Totalausverkauf" steht weiß auf pink rund um den Eingang des Ladens an der Theatinerstraße 7. Mitte März schließt Albin Eiselt endgültig sein Geschäft.

"Es ist schon sehr schade", sagt Eiselt. Für den Fotografen stellt er sich mitsamt einem Pelzmantel mitten auf die Theatinerstraße und blickt sich um. "Seit fast 90 Jahren sind wir jetzt hier." Die Adresse seines Geschäfts ist berühmt: In dem denkmalgeschützten Arco-Palais, das Georg Meister und Oswald Bieber für die bayerische Adelsfamilie Arco erbaut hatten, fand im Jahr 1909 die erste Ausstellung der Neuen Künstlervereinigung München statt. 1911 war hier erstmals der "Blaue Reiter" zu sehen. Einige Jahre später zog Albin Eiselts Großvater an die vornehme Adresse; sein erstes Pelzgeschäft hatte er im Jahr 1906 gegründet.

Doch jetzt verschwindet wieder eines der letzten kleinen Geschäfte in der Altstadt. Der Mietvertrag wurde nicht mehr verlängert. Nicht von heute auf morgen: "Mir wurde schon vor Jahren mitgeteilt, dass ich nicht länger drin bleiben kann", sagt Eiselt. Der Grund liegt gleich um die Ecke im selben historischen Block: Die spanische Modekette "Mango" will laut Eiselt weiter expandieren und die Räume des Pelzladens dazu mieten. "Jeder meiner Kunden schimpft, dass es hier immer mehr Ketten gibt", sagt der Ladenbesitzer. Die Entwicklung sei "schon bedauerlich, aber das ist eben leider so".

Mit seinen 69 Jahren wollte sich Albin Eiselt nicht mehr an einen längeren Pachtvertrag binden, es ist also offenbar nicht so, dass er direkt hinausgedrängt worden ist. Aber trotzdem hätte er schon noch ein wenig weitermachen wollen, zumal es in seinem Geschäft noch eine eigene Werkstatt für die Pelze gibt. Denn bei Eiselt-Pelze konnten die Kunden nicht nur einkaufen, sondern die teuren Stücke auch reparieren oder reinigen lassen. "Wir sind das einzige Pelzgeschäft in der Altstadt mit einem Handwerksbetrieb", sagt der Chef des Hauses. Die Kürschnerei ohne das Geschäft lohne sich vermutlich nicht. "Aber vielleicht können wir doch noch woanders weitermachen."

Die Stammkundschaft wäre sicherlich dankbar. Einige Kunden kommen schon seit Jahrzehnten regelmäßig zu dem Familienbetrieb, den Albin Eiselt in dritter Generation betreibt. Die Geschäfte liefen offenbar gut. Denn trotz Protestaktionen verschiedener Tierschutzorganisationen - zuletzt demonstrierte das "Deutsche Tierschutzbüro" vor dem Bogner Modehaus in der Residenzstraße - ist Pelz wieder in Mode gekommen.

© SZ vom 09.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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