Handball:Gut gebrüllt gegen die Löwen

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Kein Durchkommen: Tim Enninghorst bekommt die physische Überlegenheit des Gegners zu spüren. (Foto: Claus Schunk)

Die A-Jugend Handballer des TSV Allach verlieren auch das zweite Viertelfinalspiel um die deutsche Meisterschaft gegen die Rhein-Neckar Löwen deutlich und scheiden aus. Der Stimmung im Team tut es keinen Abbruch.

Von Johannes Müller, München

Den größten Jubel in der Eversbuschhalle gab es knapp zehn Minuten vor dem Ende. Tomislav Vistica, der zweite Torhüter der A-Jugend-Handballer des TSV Allach, war gerade erst ins Spiel gekommen und noch dabei, den Torrahmen abzuklatschen - ein unter Handballtorhütern weit verbreitetes Ritual -, da rollte schon der erste gegnerische Angriff auf ihn zu. Vistica reagierte geistesgegenwärtig und parierte den Wurf spektakulär. Von der Allacher Bank sprangen alle geschlossen auf und warfen brüllend die Fäuste nach oben. Hätte ein unbeteiligter Beobachter in diesem Moment die Halle betreten, er hätte annehmen müssen, dass die Gastgeber auf bestem Wege ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft sind.

Dabei war ganz im Gegenteil bereits zu diesem Zeitpunkt klar, dass die Mannschaft des TSV auch das zweite Viertelfinalspiel gegen den Nachwuchs der Rhein-Neckar Löwen deutlich verlieren würde, am Ende mit 20:38 Toren. Die Münchner waren ihren Kontrahenten in nahezu allen Belangen unterlegen, insbesondere die physischen Unterschiede waren gewaltig. Und die Junglöwen hätten schon frühzeitig haushoch geführt, wenn sich nicht Louis Oberosler in seinem Abschiedsspiel erneut in Galaform gezeigt hätte. Der Allacher Torhüter parierte insgesamt 15, teils völlig freie Löwen-Abschlüsse und war der überragende Akteur. "Das hat bestätigt, dass Louis in Bayern der beste Torhüter seines Jahrgangs ist," lobte sein Trainer Andreas Krauß abermals.

Die jungen Nachrücker im Team überzeugen mit guter Leistung

Doch auch mit der Leistung seiner restlichen Schützlinge zeigte sich Krauß erneut zufrieden, der deutlichen Niederlage zum Trotz. Schließlich hatten in Abwesenheit einiger Leistungsträger junge Nachrücker die Chance bekommen sich zu beweisen und überzeugt. "Sie haben gezeigt, dass man Vertrauen in sie haben kann. Dass sie teils überfordert waren, ist vorprogrammiert, aber daraus sollen sie ja lernen", erklärte Krauß.

Die Stimmung war daher unabhängig vom Spielstand gelöst, und die eingangs geschilderte Szene verdeutlichte, welcher Geist in dieser Mannschaft herrscht. Denn auch für den Ersatztorhüter Vistica war es das letzte Spiel in der A-Jugend, was dadurch noch an Bedeutung gewann, dass er eine Corona-Erkrankung hinter sich hatte. Die große Freude der Allacher Bank über Visticas Glanzparade war Zeichen der Wertschätzung gegenüber dem genesenen Teamkollegen. "Die Jungs arbeiten zusammen, sie freuen sich zusammen und gehen auch mal gemeinsam unter", erklärte Krauß. "Wir wollen Teamplayer, denn wir können nach wie vor nur über ein Kollektiv erfolgreich sein." Und erfolgreich waren sie in dieser Saison. Man sollte es nochmal erwähnen: Erstmals stand eine männliche Münchner Handball-Jugend im Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft.

Das Ziel für die Zukunft ist, dauerhaft in der Bundesliga zu spielen

Im Nachgang des Spiels verabschiedete der Technische Leiter Alexander Friedl elf dieser Allacher Teamplayer aus dem Jahrgang 2002, die nun den Schritt in den Seniorenhandball machen. Deren Würdigung geriet so feierlich, wie es in einer Corona-bedingt weitgehend leeren Halle nun einmal möglich ist. "Es ist schon traurig, dass sie nicht den Applaus bekommen konnten, den sie verdient haben", sagte Krauß mit Bedauern. Aber das passte natürlich ins Bild einer aufgrund der Rahmenbedingungen äußerst komplizierten Saison.

Diese Spieler zu ersetzen und erneut eine Einheit zu formen, die kommende Saison wettbewerbsfähig sein kann, wird Krauß' Aufgabe sein. An Talenten jedenfalls mangelt es im Allacher Nachwuchs nicht. Einige aus der B-Jugend, die am vergangenen Wochenende ebenfalls die Qualifikation zur deutschen Meisterschaft geschafft hat, haben ihren Platz in der A-Jugend bereits gefunden. "Wir werden auch zukünftig nicht um die Meisterschaft spielen", stellte Krauß klar. Mit dem Einzug ins Viertelfinale sei für den Moment das Maximum erreicht, denn "wir sind, ganz einfach, immer noch die Amateure". Die A-Jugend dauerhaft in der Bundesliga zu halten, mit Talenten aus dem Münchner Umland, das sei das große Ziel. Und wenn zukünftige Jahrgänge wieder mit frenetischem Applaus verabschiedet werden, umso schöner.

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