Halbzeitbilanz:Konzept der "ruhigeren Wiesn" geht auf

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Nach der ersten Hälfte der Wiesn steht fest: Es kommen mehr Besucher als im Vorjahr, es kommt zu weniger Rotkreuz-Einsätzen und weniger Straftaten.

Claudia Wessel

"Diese Wiesn ist bisher wahrlich nicht schlagzeilenträchtig - und genau das freut uns unbandig!" Keine Rekordzahlen, keine Superlative, aber auch keine Unfälle oder brenzlige Situationen hatte Oberbürgermeister Christian Ude gestern bei der Pressekonferenz zur Oktoberfesthalbzeit in der Wurstbraterei Burtscher zu vermelden.

Mit weniger Partyhits und Dezibel lässt sich's dennoch zünftig feiern. (Foto: Foto: ddp)

Von einem Rückgang könne aber auch keine Rede sein. "Die Besucherzahlen liegen sogar über denen vom Vorjahr." In 2004 waren zur Halbzeit 3,1 Millionen Besucher gezählt worden, heuer sind es 3,2 Millionen. Sie tranken bisher rund drei Millionen Maß Bier und verspeisten unter anderem 51 Ochsen (zur selben Zeit im Vorjahr waren es 49 Ochsen).

"Ich finde es ausgesprochen erfreulich, dass der Charakter der Wiesn sich wieder den Vorstellungen nähert, die Münchner von ihr haben." Damit antwortete Ude auf Beschwerden über die angebliche "Flüster-Wiesn".

Hintergrund dieser Klagen ist die seit heuer geltende Bestimmung, bis 18 Uhr keine Partylieder zu spielen und auch abends nicht über 90 Dezibel zu kommen. "Wir haben niemals Europas größte Technodisko versprochen, sondern immer ein bayerisches Volksfest mit münchnerischem Charakter, und dafür kommen die Leute auch."

Endlich wagten sich auch wieder mehr Senioren auf den Festplatz, bestätigte Fremdenverkehrschefin Gabiele Weishäupl. "Vor allem im Autoscooter wurden immer wieder Menschen mittleren Alters gesichtet."

Dass sich in ganz München heuer der Touristenstrom um sieben Prozent erhöht habe, so Weishäupl, zeige sich auch auf der Wiesn. Darüber freue sich besonders auch der Souvenirhandel, denn dort seien Touristen "treue Abnehmer".

Die Vorteile der ruhigeren Wiesn zeigten sich vor allem in den Zahlen des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) und der Kinderbetreuungsstelle. Beim BRK seien während der ersten Regentage die Einsatzzahlen um 70 Prozent zurückgegangen. Auch jetzt gebe es noch einen Rückgang von 15,5 Prozent zu vermelden.

Bis Samstag kümmerten sich 654 ehrenamtliche Rotkreuzhelfer und 93 Ärzte um 3416 (im Vorjahr 4055) Patienten. 1480 (1665) brauchten ärztliche Versorgung. 323 (455) Wiesn-Besucher mussten in umliegende Krankenhäuser gebracht werden. Der Notarzt rückte 50 Mal aus.

Einen eklatanten Rückgang gab es bei der Kinderfundstelle. Die Zahl der Kinder, die von ihren Eltern als verloren gegangen gemeldet wurden, reduzierte sich um mehr als die Hälfte von 41 auf nur mehr 19.

Auch die Polizei ist mit dem bisherigen Verlauf der Wiesn zufrieden. "Das Konzept einer ruhigeren Wiesn ist gerade am Nachmittag spürbarer geworden", so Gerhard Bayer, Leiter der Wiesn-Wache.

Die Wache zählte eine leichte Erhöhung der Einsatzzahlen um drei Prozent auf 893 Einsätze. Die Zahl der Straftaten aber ging um knapp acht Prozent zurück. Auf dem Gelände selbst gab es wie im Vorjahr bisher eine Vergewaltigung. 124 Körperverletzungen wurden angezeigt, das sind 31 weniger als zur Halbzeit 2004.

© SZ vom 26.09.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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