Gute Auslastung:Haus am See

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Im Schloss Maxhofen betreibt die Stadt München eines ihrer Schullandheime. Bereichsleiter ist Willi Reitter. (Foto: Claus Schunk)

Rund 10 000 Schüler übernachten jedes Jahr in den Heimen der Stadt München - manche Gymnasien betreiben sogar eigene Einrichtungen

Von günther Knoll, München

Ein Aufenthalt in einem Schullandheim der Stadt kann für Münchens Schüler auch mit Privilegien verbunden sein: Die Lage am Starnberger See etwa ermöglicht Baden an Stellen, die der Allgemeinheit verwehrt sind, und in Maxhofen können sie "Urlaub im Schloss" machen. Privilegien aber können auch verführerisch sein: So gab es vor fünf Jahren ernsthafte Überlegungen, das Schullandheim Seeheim am Starnberger See mit Privatbadestrand zu verkaufen, um daraus Eigentumswohnungen in bester Lage zu machen. Mit dem Erlös wollte man dann die anderen Heime der Stadt vergrößern und modernisieren. Weil für das Areal aber nur das Sondernutzungsrecht als Schullandheim bestand und darüberhinaus die Gemeinde Münsing ein Vorkaufsrecht hat, ließ die Stadt diese Pläne fallen und beschloss dennoch, alle Heime - so weit möglich - zu modernisieren.

Dass den Münchner Schülern Seeheim dennoch vorenthalten bleibt, liegt daran, dass dort derzeit unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht sind. Das wirkt sich auf die Belegungszahlen der städtischen Heime aus, die in den Schuljahren 2012/13 und 2014/14 jeweils bei rund 12 700 Schülern aus knapp 490 Klassen und etwa 39 000 Übernachtungen lagen. Im vergangenen Schuljahr waren es nur knapp 10 000 Schüler und 370 Klassen sowie 31 500 Übernachtungen. Das liegt nicht nur an der Fremdnutzung Seeheims, sondern auch daran, dass das Heim in der Ruderregattaanlage in Schleißheim, das die Stadt angemietet hat, aufgrund des schlechten baulichen Zustands und behördlicher Auflagen derzeit kaum genutzt werden könne, wie das zuständige Referat für Bildung und Sport mitteilt.

Zur Verfügung stehen der Stadt im Moment die Heime in Ambach am Starnberger See (73 Schüler- und sechs Betreuerbetten), im Schloss Maxhofen in Bruckmühl im Landkreis Rosenheim (81 Betten) und im angemieteten Krainsberger Hof am Schliersee (71 Schüler- und sieben Betreuerbetten). Die Betriebskosten für alle Schullandheime der Landeshauptstadt lagen 2015 bei rund 2,5 Millionen Euro. Dies beinhaltet Personalkosten, den Sachaufwand und die Gebäudekosten (Strom, Wasser, Reparaturen). Die Heime stehen allen Münchner Schulen, egal ob städtisch oder staatlich, zur Verfügung. Manche von ihnen, wie etwa das Rupprecht-Gymnasium oder das Wittelsbacher Gymnasium, haben sogar eigene Schullandheime im Süden von München in umgebauten Bauernhöfen.

Die Schullandheimarbeit in Bayern wird zwar in die schulische Bildung und Erziehung integriert und vom Staat unterstützt, gleichwohl sind die Heime faktisch und historisch nicht-staatliche Einrichtungen. Die meisten Heime werden durch Regionalverbände und durch Kommunen betreut. Als Dachverband fungiert das Bayerische Schullandheimwerk (BSHW), das auch Qualitätssiegel vergibt. Mehr als 30 Schullandheime in Bayern sind derzeit damit ausgestattet. Seit 1983 gibt es auch eine Bayerische Akademie für Schullandheimpädagogik, die sich um die Ausweitung, Modernisierung und Konsolidierung der pädagogischen Angebote in den Heimen kümmert. Projekte zur Berufsorientierung, zu ökologischen Themen oder im Bereich der Medienerziehung sind fester Bestandteil dieses Angebots. Auch diverse musische und sportliche Aktivitäten können heute von den Klassen gebucht werden. Im wesentlichen aber sind die Schullandheime als "schulergänzende Lernorte" zu günstigen Bedingungen gedacht, die den Schülern Erholung und Naturerlebnis vermitteln sollen.

© SZ vom 02.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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