Grundstück:Begehrtes Grundstück

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Einen Teil des Geländes wird der BND wohl weiter nutzen, den Rest würde die Gemeinde gerne übernehmen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

76 Hektar in bester Lage - die Gemeinde Pullach wartet darauf, dass das BND-Areal zumindest teilweise freigegeben wird

Von Günther Knoll, Pullach

Insgesamt gut 70 Hektar in bester Lage, am linken Isarhochufer im Münchner Süden, ganz klar, dass ein solches Areal Begehrlichkeiten weckt. Was man da alles hinstellen könnte, wenn ... Ja, wenn der Bundesnachrichtendienst (BND) seinen Sitz in Pullach endlich aufgeben würde. Das hängt, wie die Bürgermeisterin der Isartalgemeinde Susanna Tausendfreund deutlich macht, derzeit allein vom Bund ab. Nach ihren Informationen nämlich soll der BND auch nach dem Umzug der Zentrale in die Hauptstadt Berlin Pullach nicht ganz verlassen, sondern er plant auf etwa einem Drittel der umzäunten Fläche, auf rund 15 Hektar, seine neue technische Zentrale. Erst wenn das Plazet und die Mittel für dieses Projekt da seien, dann werde das restliche Areal verfügbar. "Für uns ist es wichtig, eine Perspektive zu haben", sagt die Grünen-Politikerin, selbst wenn diese "sehr langfristig" sei.

Auch wenn es kein gesetzlich gesichertes Vorkaufsrecht für die dann frei werdenden Flächen gibt, hat die Gemeinde offenbar gute Karten: Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, kurz Bima, die für den Verkauf von Bundesimmobilien zuständig ist, hat Pullach nämlich laut Tausendfreund eine Erstzugriffsoption zugesichert. Bis die Kommune aber davon Gebrauch machen kann, werden laut Tausendfreund "noch einige Jahre vergehen".

Trotzdem gibt es schon Vorstellungen zu der künftigen Nutzung des Areals an der Heilmannstraße, das früher kein Unbefugter betreten durfte und das auf alten Straßenkarten einfach als "Wald" eingezeichnet war.

Lange residierte der BND in Pullach hinter hohen Mauern unter einer Tarnadresse der Bundesvermögensverwaltung. Das Grundstück, insgesamt 76 Hektar, davon 46 eingezäunt, ist tatsächlich ein Vermögen wert. Die Gemeinde werde es aber nicht dazu nutzen, die ohnehin immensen Grundstückspreise im Münchner Süden weiter in die Höhe zu treiben, versichert die Bürgermeisterin. Gedacht sei an eine "bestandsorientierte öffentliche Nutzung". Schließlich seien auch die Erfordernisse des Denkmal-, beziehungsweise Ensembleschutzes zu berücksichtigen.

Auf dem Areal hatte das NS-Regime eine Mustersiedlung für besonders linientreue, kinderreiche Familien errichten lassen, die "Reichssiedlung Rudolf Heß". Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1947, ging das Pullacher Gelände dann über die US-Amerikaner an die "Organisation Gehlen", aus der später der BND hervorging.

In dem noch erhaltenen ehemaligen Stabsgebäude kann sich Susanna Tausendfreund ein Dokumentationszentrum vorstellen, das an die Geschichte erinnert. Kindertagesstätten, Bildungseinrichtungen und Veranstaltungsräume, all das lasse sich gut unterbringen auf dem Areal, sagt die Bürgermeisterin. In den Randbereichen könne man auch an Wohnbebauung denken. Konkreter will die Gemeindechefin noch nicht werden. Sobald das Gelände freigegeben werde, "können wir planen". Und: "Wir sind vorbereitet auf den Tag X."

© SZ vom 01.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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