Grüner Campus:Modern und selbstbewusst

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Die Forschung hat in Weihenstephan eine lange Tradition.

Von Katharina Aurich, Freising

Mit dem Namen Weihenstephan verbindet man weltweit einen modernen Forschungsstandort, an dem Antworten auf Probleme in Landwirtschaft, Ernährungssicherung und Lebensmitteltechnologie gesucht werden. In den vergangenen 40 Jahren hat sich der Freisinger Campus stark verändert, fast jährlich kommen Gebäude dazu, die auch architektonisch zeigen, dass es hier um die Zukunft geht - ohne die Tradition Weihenstephans, die mit der Gründung der ältesten Brauerei der Welt begann, zu vergessen.

Anfang der 70er Jahre hatte die bayerische Regierung entschieden, in Weihenstephan aus Institutionen, die teils schon vorhanden waren, einen "grünen Campus" zu machen. Dazu gehörten die beiden Fakultäten der TU München, die neu gegründete Fachhochschule Weihenstephan und die staatlichen Forschungsanstalten mit ihren Versuchsflächen, Gewächshäusern und Schaugärten. Im Freisinger Stadtrat war man damals über die Baumaßnahmen des Freistaats nicht erfreut. Ständig entstünden Neubauten, aber niemand plane die Straßenanbindungen dafür, ärgerte sich OB Adolf Schäfer (SPD) 1977.

Ein weiteres Ärgernis in dieser Zeit war, dass Weihenstephan seine stadtnahen Versuchsfelder gegen eine Wohnbebauung verteidigte. Die Hochschule war bemüht, die Wogen zu glätten. Man wolle sich nicht abschotten, Spaziergänger rund um den Lehrberg würden nicht als lästig empfunden, versicherte der damalige Verwaltungschef. Der Clinch zwischen Stadt und "grünem Zentrum" hat sich 40 Jahre später gelegt. Man schätze einander und arbeite zusammen, betonen TU-Präsident Wolfgang Herrmann und Freisings OB Tobias Eschenbacher stets, wenn sie wieder einmal ein Campus-Gebäude einweihen.

Vor 40 Jahren drängten junge, wissbegierige Studienbewerber nach Weihenstephan, aber der Platz reichte bei Weitem nicht. Im Studienjahr 1977/78 waren an den damals zwei TU-Fakultäten rund 2000 Studenten eingeschrieben - weitere 2000 wurden abgelehnt. Man kam mit dem Bauen kaum nach; 1977 entstanden das zentrale Hörsaalgebäude und die Mensa. Im Jahr 2000 schloss die TU München ihre inzwischen drei Fakultäten in Freising zusammen - 1999 waren die Forstwissenschaftler dazu gekommen, die vorher zur Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) gehörten. Auch die Biologie aus Garching und München wurde integriert. Die Tiermediziner der LMU jedoch hatten sich schon 1977 erfolgreich dagegen gewehrt.

Die neuen Gebäude der TU in Weihenstephan kündeten vom wachsenden Selbstbewusstsein des Forschungsstandorts: Im Jahr 2000 entstand das Zentralinstitut für Ernährung und Lebensmittelwissenschaften, 2003 die neue Bibliothek. Auch eine "Kindervilla" wurde gebaut, für den Nachwuchs der Studenten und Mitarbeiter. 2013 weihte die TU das Internationale getränkewissenschaftliche Zentrum und das Hans-Eisenmann-Zentrum ein. Neben den klassischen "grünen" Themen stehen inzwischen auch Fragen der Molekulargenetik oder die Zusammenhänge von Ernährung und Stoffwechselerkrankungen im Fokus. 5500 Studenten sind inzwischen an der TU in Weihenstephan eingeschrieben.

Ähnlich rasant stiegen die Studentenzahlen an der Fachhochschule: Im Wintersemester 1977/78 lernten dort 1800 Studierende, heute heißt sie Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und es sind allein am Standort Freising 4200. Auch die HSWT bekam einige neue Gebäude. Die Fußgängerbrücke über die Vöttinger Straße, Stolz der Architekten und einst als "Tor nach Weihenstephan" geplant, ist inzwischen abgerissen. Eine längere entsteht nun an der Thalhauser Straße. Vielleicht wird sie ja zum neuen Wahrzeichen Weihenstephans.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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