Grüne suchen Vorsitzende:Platz an der Sonne

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Geboren in der Uckermark, seit 15 Jahren lebt sie in München und im Mai wird sie wohl zur Parteichefin der Münchner Grünen gewählt: Heidi Schiller. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Heidi Schiller kandidiert für den Parteivorsitz der Münchner Grünen

Von Andreas Glas

Wer Heidi Schiller in diesen Tagen erreichen will, hat Pech gehabt. Sie ist weit weg, im Senegal nämlich. Das verrät ihr Facebook-Profil. Zwei Fotos hat sie dort zuletzt gepostet. Eines davon zeigt Schiller mit geschlossenen Augen, sie lehnt mit dem Rücken an einem Baumstamm und lässt sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Auf dem zweiten Foto ist eine Solaranlage zu sehen, die auf staubigem afrikanischen Boden steht. Drei bis vier Mal im Jahr fährt Schiller nach Westafrika, wo ihre Firma Solarstrom produziert. Gerade ist es mal wieder soweit, Schiller ist nicht da, also verkündet eine Parteisprecherin, was die 42-Jährige vorhat: Heidi Schiller wird im Mai für den Parteivorsitz der Münchner Grünen kandidieren. Und wenn alles nach Plan läuft, wird sie auch gewählt werden. Sie ist nämlich die einzige Kandidatin.

Dass es einen Wechsel an der Parteispitze geben wird, war bereits seit längerem bekannt. Die bisherige Vorsitzende Katharina Schulze hatte angekündigt, nicht mehr für den Vorsitz zu kandidieren. Sie will sich in Zukunft noch stärker auf ihr Landtagsmandat konzentrieren. Ebenfalls bekannt war, dass die Grünen als Nachfolgerin nach einer Frau suchen. Das hat mit der Hierarchie der Partei zu tun, die bei Führungspositionen stets auf eine Doppelspitze aus Mann und Frau setzt. Den Platz neben Hermann "Beppo" Brem soll nun also Heidi Schiller einnehmen.

Vor allem zwei Themen will Schiller als Grünen-Chefin in den Mittelpunkt stellen: Umwelt- und Klimaschutz in einer wachsenden Stadt sowie eine stärkere Bürgerbeteiligung. So steht es in ihrer Bewerbung auf der Grünen-Homepage. Dort erfährt man außerdem, dass Schiller in der Uckermark geboren und vor 15 Jahren nach München gezogen ist. Ihre Karriere in der Partei ist vergleichsweise kurz, erst vor fünf Jahren trat sie bei den Grünen ein, seit zwei Jahren ist sie Vorsitzende im Ortsverein Westend-Laim, 2013 hat sie für den Landtag kandidiert. Schiller sei in der Partei "sehr aktiv", sagt Noch-Grünen-Chefin Schulze, die sich "sehr gefreut" habe, als sie von der Kandidatur erfuhr. Letztendlich entscheide aber die Basis darüber, ob Schiller in ein paar Wochen ihre Nachfolge antritt. Dass plötzlich doch noch ein Gegenkandidat um die Ecke kommt, wäre bei den Grünen zwar nicht das erste Mal, aber zu erwarten sei das diesmal nicht, sagt Schulze.

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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