Grün, gelb und rot:Plaketten für reine Luft

Lesezeit: 2 min

Nur "saubere" Autos dürfen in die Münchner Umweltzone. (Foto: Florian Peljak)

Seit genau zehn Jahren gibt es Kennzeichen für die Umweltzone

Von Thomas Anlauf, München

Die Geschichte mit den Plaketten begann mit einer Luftnummer. Vor genau zehn Jahren, am 1. März 2007, trat die neue Kennzeichnungsverordnung des Bundes in Kraft. Die roten, gelben und grünen Pickerl sollten signalisieren, wer künftig mit seinem Auto in eine Umweltzone fahren darf. Nur: Zu diesem Zeitpunkt gab es in ganz Deutschland noch gar keine Umweltzone. Das Kreisverwaltungsreferat in München winkte deshalb ab: "Im Moment braucht niemand eine solche Plakette", sagte der damalige KVR-Sprecher. Auch der einstige Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) tat sich schwer mit einer Umweltzone: Ohne Ausnahme für sämtliche G-Kat-Autos werde es kein Sperrgebiet für Stinker geben, meinte er. Vor allem Besitzer von älteren Autos machten ihrem Ärger wegen des drohenden Fahrverbots in der Innenstadt Luft: Am 15. April fuhren mehr als tausend Oldtimer-Besitzer durch München, um gegen die geplante Umweltzone zu protestieren.

Es sollte dann tatsächlich noch eineinhalb Jahre dauern, bis der erste Schritt zur Münchner Umweltzone gemacht war. Von 1. Oktober 2008 galt, dass innerhalb des Mittleren Rings nur noch Autos mit Feinstaubplakette fahren durften, kontrolliert wurde das allerdings erst nach einer dreimonatigen Übergangszeit, danach kostete ein Verstoß 40 Euro und brachte einen Punkt in Flensburg. Erlaubt waren demnach nur noch Autos, die mindestens einen geregelten Katalysator hatten oder die Diesel-Euronorm 2 beziehungsweise Euro 1 plus einen Rußpartikelfilter. Das Kreisverwaltungsreferat schätzte damals, dass knapp 37 000 in München zugelassene Fahrzeuge diese Anforderungen nicht erfüllten, darunter etwa 14 000 Lkw. Das hatte Folgen: Gerade Kleinunternehmer, die gerade so über die Runden kamen und sich keine sauberen Transporter leisten konnten, mussten die Innenstadt verlassen, weil sie sonst nicht mehr zu ihrer Firma gekommen wären. Der Automobilclub ADAC befand deshalb, dass die Umweltzone für die Betroffenen "einer Enteignung gleichkomme".

Im Laufe der Jahre wurden die Kriterien, wer innerhalb des Mittleren Rings fahren darf, weiter verschärft. Seit 2012 dürfen dort nur noch Autos mit grüner Plakette hinein, ein Verstoß kostet mittlerweile 80 Euro. Ob die Umweltzone tatsächlich viel gegen die Feinstaubbelastung bringt, war von Anfang an umstritten. 2011 berichtete der damalige Umweltreferent Joachim Lorenz, dass sich die Umweltzone positiv auf die Luftqualität in München auswirke, andere wie der ADAC kamen zu dem Schluss, dass für keine Stadt in Deutschland eine besondere Verringerung der Feinstaub- und Stickoxid-Belastung feststellbar sei. Seit Dezember 2015 ist die 6. Fortschreibung des Luftreinhalteplans für München in Kraft, er schreibt unter anderem die Förderung von Elektromobilität vor.

© SZ vom 02.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: