Grobklotzige Moderne?:Dann lieber keinen neuen Hauptbahnhof!

"Ein bisschen kleiner, umso feiner" vom 12. Oktober, zum geplanten Neubau des Münchner Hauptbahnhofs:

In früheren Jahrhunderten gab es Architekten, die in der Lage waren, feingliedrige Fassaden zu entwerfen, mit vielen Details, die zusammen ein harmonisches Ganzes ergaben. Seit dem Ausbruch der Moderne in der Architektur vor über hundert Jahren sind diese Zeiten vorbei. Jetzt gilt offenbar: Wer den gröbsten Klotz hinsetzt, ist der größte Architekt. So entstehen Gebäude, deren Anblick man bestenfalls aus mehreren Kilometern Entfernung ertragen kann. Ein typisches Beispiel dafür ist die geplante Fassade des Münchner Hauptbahnhofs. Vergleicht man den ursprünglichen Bürklein-Bau von 1848, den heutigen Nachkriegsbau und den geplanten Entwurf miteinander, so wird der dramatische Qualitätsabfall in der Architektur deutlich. Doch leider glaubt ein Großteil der Entscheidungsträger, ebenfalls modern sein zu müssen und moderne Gebäude, so grobklotzig sie halt sind, akzeptieren zu müssen. Nicht einmal der Chef der Denkmalpfleger wagt noch, Nein zu sagen. Wann hat man endlich den Mut, gegen diese moderne Architektur aufzustehen und zu sagen: Liebe Architekten, wenn Ihr nichts Besseres liefert, gibt's eben keinen neuen Hauptbahnhof? Dr. Stefan Schleipfer, München

© SZ vom 19.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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