Grausiger Fund in München:13 Jahre tot im Keller

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Bei Aufräumarbeiten im Mietshaus ihrer Eltern entdeckt eine Frau die Leiche des früheren Hausmeisters, der vor 13 Jahren verschwunden war. Die ahnungslose Witwe wohnt im selben Haus.

Monika Maier-Albang

Es ist ein grausiger Fund, den eine 47-Jährige machen musste. Bei Aufräumarbeiten im Keller des Mietshauses ihrer Eltern in der Franziskanerstraße 45 fand sie vergangenen Samstag eine mumifizierte Leiche. Wie die Polizei inzwischen herausfand, hatte der Mann sich vor fast 13 Jahren erhängt. Seitdem lag der Tote unbemerkt in den weitläufigen Kellerräumen des Mehrfamilienhauses in Haidhausen. Zwei Stockwerke über ihm wohnt bis heute die Witwe, die seit dem Verschwinden ihres Mannes im Oktober 1996 nicht gewusst hatte, was mit ihrem Gatten passiert war.

Damals, im Herbst 1996, war der 67 Jahre alte Hausmeister am letzten Wochenende spurlos verschwunden, ohne einen Abschiedsbrief zu hinterlassen. Seine heute 80-jährige Ehefrau hatte ihn am 6. Oktober vermisst gemeldet. Die Frau und die beiden Töchter des Paares mussten all die Jahre in Ungewissheit leben. Sie hätten vermutet, so berichten Anwohner, dass der Mann die Familie verlassen habe. Denn nie fand man sterbliche Überreste des Vermissten.

Bis zum Samstag, als die Tochter der Eigentümer des sanierungsbedürftigen Hauses nachmittags mit einer Taschenlampe in der Hand in den düsteren Raum leuchtete, in dem es kein Licht gibt und der auch kein Fenster hat. Am Boden lag die Leiche, über und über mit Spinnweben bedeckt. Am Hals des Toten hing ein Stück abgerissenes Hanfseil, die andere Hälfte baumelte von einem Heizungsrohr herab.

Doch wie konnte es passieren, dass all die Jahre niemand in den Kellerraum geschaut hat? In dem Gebäude war bis vor 30 Jahren eine Bäckerei, heute ist eine Fußpflege-Praxis dort untergebracht. Zu der Backstube im Keller gehörte der kleine Duschraum, in dem nun die Leiche gefunden wurde. Die Tür zu der Backstube war schon Jahre vor dem Tod des Mannes stets versperrt gewesen, keiner der anderen Mieter hatte einen Schlüssel dazu. Und in den modrigen Keller ging man offenbar ohnehin nicht allzu gern.

Als die Polizei damals nach dem Verschwinden des Mannes auch den Keller absuchte, übersahen die Beamten offenbar den Nebenraum. Später wurden alte Türen im Keller gelagert, ein ganzer Stapel verdeckte den Zugang zur Backstube. "Die Räume dahinter gerieten einfach in Vergessenheit", sagt Polizeisprecher Peter Reichl, der von einem "riesigen, verwinkelten" Keller in dem vierstöckigen Altbau spricht, "wie Katakomben". Selbst die Vermieter wussten offenbar nicht mehr, wer das fragliche Kellerabteil momentan nutzt. Im August, als die Tochter der Besitzer beschloss, den Keller zu entrümpeln, erkundigte sie sich in einem Rundschreiben nach dem Kellerraum der Bäckerei.

Der Hausmeister aber hatte damals einen Schlüssel zur Backstube. Offenbar verzog er sich in den hintersten Winkel, um sich das Leben zu nehmen. Am Dienstag wurde der Leichnam obduziert, seither steht fest, dass es sich tatsächlich um den vermissten Hausmeister handelt. Anhand des Gebisses konnten die Rechtsmediziner Sicherheit schaffen - was für die Hinterbliebenen vielleicht ein kleiner Trost ist. Der Mann war fünf Jahre nach seinem Verschwinden offiziell für tot erklärt worden.

Die beiden erwachsenen Töchter informierte die Polizei am Dienstag; gemeinsam mit einem Beamten von der Vermisstenstelle gingen sie am Mittwoch zu der Witwe, um ihr zu sagen, wo ihr Mann gestorben ist - in dem Haus, in dem beide jahrzehntelang gewohnt und ihre Kinder großgezogen hatten.

© SZ vom 10.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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