Grabungen in der Innenstadt:Bauarbeiter finden menschliche Knochen

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Menschliche Knochen liegen in der Baustelle nahe des Viktualienmarktes. Ein Baggerfahrer war auf sie gestoßen. (Foto: dpa)

Ein Baggerfahrer gräbt mitten in der Stadt die Erde um - und stößt nahe dem Viktualienmarkt auf Knochen. Menschliche Knochen und sogar zwei Schädel. Warum das kein Grund zum Gruseln ist.

Von Christian Krügel

Die Geschichte klingt wie der Plot für einen guten Krimi: Ein Baggerfahrer gräbt mitten in der Stadt die Erde um und stößt plötzlich auf Knochen. Menschliche Knochen, zweifelsohne, sogar zwei Schädel finden sich. Ein Fall für die Polizei, denn es könnte sich um Spuren eines unentdeckten Gewaltverbrechens handeln.

Was Krimi-Freunde schaudern lässt, führt bei Archäologen allerdings nur zu einem müden Kopfschütteln. Denn die Tatsache, dass bei Bauarbeiten nahe dem Viktualienmarkt Knochen gefunden wurden, ist für sie keine Sensation. Es wäre schon eher eine Nachricht, wenn dort keine menschlichen Überreste gefunden worden wären. Aber der Reihe nach.

Die Wirtsleute Werner und Dieter Hochreiter lassen derzeit das Lokal "Löwe am Markt" am Dreifaltigkeitsplatz sanieren. Bei den Bauarbeiten sollte ein Baggerfahrer Anfang März ein Loch graben, wobei er auf Knochen und Schädel stieß. Die Polizei barg sie und lässt sie derzeit vom Institut für Rechtsmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität untersuchen. Anlass zu polizeilichen Ermittlungen gebe es aber nicht: "An den Schädeln deutet nichts auf die Einwirkung einer Straftat hin", sagte Polizeisprecher Peter Beck der dpa. Die Schädel seien mindestens 50 Jahre alt.

Wo die Schädel gefunden wurden, war ein Friedhof

Genau genommen müssten sie mindestens 206 Jahre alt sein. Denn bis 1803 wurden an der Stelle ganz bewusst Tote bestattet. Seit etwa dem 15. Jahrhundert lag in der Gegend der Friedhof des nahen Heiliggeistspitals. Das ließ in etwa dort, wo Hochreiters nun bauen, 1679 bis 1681 die Dreifaltigkeitskapelle errichten, die dem Platz auch den Namen gab. Mit der Säkularisierung wurde die Kapelle Anfang des 19. Jahrhunderts aufgehoben und als Schulhaus genutzt, 1819/20 aber abgerissen.

"Der Fund ist alles andere als spektakulär und kein Grund, sich zu gruseln", sagt denn auch Beate Zarges, Sprecherin des Landesamts für Denkmalpflege. Stadtarchäologen weisen in der Tat schon seit langem darauf hin, das die Innenstadt voll von Bodendenkmälern aller Art und aus allen Epochen ist und bei Bauarbeiten entsprechend vorsichtig vorgegangen werden solle. Gehört werden sie allerdings meist erst, wenn sich etwas gar Schauriges findet - und die Bauarbeiten erst einmal ruhen müssen.

© SZ vom 26.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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