Gewerbeflächen:Mehr Platz fürs Geschäft

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Unternehmern gehen die Pläne der Stadt für neue Gewerbeflächen nicht weit genug

Die von der Stadt geplante Ausweisung neuer Gewerbegebiete reicht nach Einschätzung der Wirtschaftsverbände bei weitem nicht aus. Die im neuen Gewerbeflächenprogramm von Bürgermeister Josef Schmid (CSU) vorgeschlagenen 35 Hektar decken laut dem stellvertretenden IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Kammerer allenfalls den Bedarf der nächsten Jahre. Gerade bei den eingesessenen Münchner Betrieben herrsche eine "hohe Dynamik", mehr oder bessere Flächen zu bekommen. Sein Amtskollege Frank Hüpers von der Handwerkskammer sprach sich mittel- bis langfristig für etwa 100 Hektar zusätzliche Gewerbeflächen aus. Diese Zahl entspricht zumindest ansatzweise den Bedarfsprognosen, die der Stadt vorliegen.

Schmid, der in Personalunion das städtische Wirtschaftsreferat leitet, bittet trotz der unübersehbaren Differenz zwischen Plan und Bedarf um Pragmatismus. "Wir gehen realistisch vor", erklärte er bei einer Diskussion mit Wirtschaftsvertretern und Lokalpolitikern über das neue Gewerbeflächenprogramm im Münchner Rathaus. In München herrsche eine enorme Flächenknappheit, Gewerbegebiete stünden in Konkurrenz mit dringend benötigten neuen Wohnvierteln. "Wir sind schon froh, wenn wir 35 Hektar zusammenbekommen", so der CSU-Politiker.

Laut einer Gewerbe- und Industrieflächenprognose benötigt München nach Angaben des Wirtschaftsreferats rund 110 Hektar neue Gewerbeflächen bis 2030, das Gros davon (100 Hektar) für bereits in München ansässige Betriebe, die erweitern oder umziehen wollen. Es gehe also in erster Linie um die vorhandene Münchner Wirtschaft, nicht um Zuzügler, betont Schmid. Die Erwerbstätigenprognose kommt für den gleichen Zeitraum auf einen Flächenbedarf von 48 bis 166 Hektar. Tatsächlich hat München in den vergangenen 15 Jahren mehr als fünf Prozent seiner Flächen für einfaches Gewerbe verloren, bei den Industriegebieten sind es sogar gut 40 Prozent. Auf diesen Areal sind seitdem 16 000 Wohnungen entstanden.

Insgesamt aber gehe das Gewerbeflächenprogramm, über dessen Fortschreibung zum Jahresende der Stadtrat entscheiden soll, in die richtige Richtung, betonten die Wirtschaftsvertreter. "Eine aktive Gewerbeflächenpolitik ist unverzichtbar", erklärte Kammerer. Auf Zustimmung stößt auch der Plan der Stadt, spezielle Manager für Gewerbegebiete zu engagieren. Ein Verantwortlicher, der für sämtliche Gewerbebetriebe sprechen könne, erhöhe die Durchschlagskraft in der Verwaltung, berichtet der Wirtschaftsförderer Alexander Pazerat über entsprechende Projekte in Stuttgart. Ein Gewerbeflächenmanager könne als Impulsgeber dienen, die Absprache unter allen Beteiligten ermögliche eine sinnvollere Nutzung der Flächen sowie notwendige Infrastrukturprojekte wie Kindertagesstätten, Läden, Gastronomie oder auch ein Fitness-Center.

Einig sind sich auch alle Beteiligten, dass Gewerbegebiete nachverdichtet werden müssen. Die Zeiten einstöckiger Großmärkte mit riesigen ebenerdigen Parkplätzen sei vorbei, betonte Schmid und widersprach damit Grünen-Stadtrat Herbert Danner, der die andauernde Ausweisung solcher Projekte bis in die Gegenwart heftig kritisierte. Es seien "jede Menge elementare Fehler gemacht worden."

© SZ vom 26.04.2017 / dh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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