Geringer Rückgang:Wenig Bildung, wenig Chancen

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6,3 Prozent aller Jugendlichen in München verlassen die Schule ohne Mittelschulabschluss. (Foto: Diagentur/dpa/tmn)

Caritasverband kritisiert, dass zu viele Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen

Von Melanie Staudinger

Noch immer verlassen zu viele Jugendliche in München die Schule ohne Abschluss. Das kritisiert der Caritasverband der Erzdiözese München und Freising. Aus der aktuellen Bildungsstudie des Deutschen Caritasverbands gehe hervor, dass 6,3 Prozent die Schule ohne Mittelschulabschluss verlassen. Die Quote hat sich zwar von 8,4 Prozent im Jahr 2009 reduziert, sie liegt aber über dem bundesweiten Schnitt von 5,9 Prozent und deutlich über dem Bayernschnitt von 4,6 Prozent.

"Dieser Rückgang ist viel zu gering", sagt Caritas-Geschäftsführer Norbert Huber. Es fehle eine grundsätzliche Beschreibung von Bildung, die über Schule und Weiterbildung hinausgehe und von frühkindlichen Bildungseinrichtungen über außerschulische Bildungsträger und Hochschulen ein umfassendes Bild vermittelten. "Wir wünschen uns, dass die Unterstützung von jungen Menschen und ihren Familien deutlicher in den Fokus gerückt wird", sagt Huber. Gerade bei der Ganztagesbildung fehle es an konzeptionellen Grundlagen, wie die Vielfalt mit freien Trägern und Verbänden praktisch gefördert werden solle.

Die Caritas fordert, benachteiligte Schüler frühzeitig zu fördern. Denn Jugendliche, die die Schule ohne Abschluss verlassen, hätten deutliche weniger Chancen auf einen Ausbildungsplatz, schlechte berufliche Perspektiven und weniger Aussicht auf ein Leben unabhängig von staatlichen Leistungen als Konkurrenten mit Abschluss. Schulpolitik und ökonomische Verhältnisse seien wichtige Einflussfaktoren, entscheidend aber sei der politische Wille vor Ort, sagt Caritasdirektor Prälat Hans Lindenberger. "Gemeinsame Anstrengungen von Politik, Schule, Jugendamt, Arbeitsamt, Wohlfahrtspflege und Wirtschaft können dazu führen, dass mehr Jugendliche einen Abschluss schaffen", erklärt er. Jedes Kind ohne Bildungsabschluss sei eines zu viel. Die Caritas habe deshalb die Angebote an Kindertagesbetreuung, Mittagsbetreuung, Schulsozialarbeit und vor allem der Betreuung von Flüchtlingskindern und unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen ausgebaut.

Und auch die Stadt hat bereits diverse Programme laufen, unter anderem die sogenannte bedarfsorientierte Budgetierung und die Münchner Förderformel, die Kitas und Schulen mit einem sozial schwächerem Klientel mehr Geld für zusätzliches Personal und damit Förderung gewähren. Dass es in Ballungszentren tendenziell mehr Schulversager gibt als in ländlichen Gebieten, erklären Experten mit der Sozialstruktur in Städten: Hier leben Familien, die durch Geldmangel, Sucht oder andere Probleme belastet seien - ihre Kinder schneiden in der Schule oftmals schlechter ab.

© SZ vom 11.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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