"Ich habe nichts mehr zu sagen, ich warte auf meine Strafe." So devot das Schlusswort von Robert B. vor Gericht war, so unterwürfig schien auch seine Beziehung zu seiner Schwester gewesen zu sein. Der 37-Jährige ließ sich von ihr aufs übelste beleidigen, schlagen, treten. Bis zum 2. Februar 2016: Da schlug Robert B. zurück und würgte Elvira S. bis zu ihrem Tode. Die Staatsanwaltschaft sieht darin einen heimtückischen Mord und forderte eine lebenslange Freiheitsstrafe. Die Verteidigung hingegen plädierte auf Totschlag in einem minder schweren Fall und sprach sich für sieben Jahre Haft aus. Das Urteil wird am 15. Mai verkündet.
Mit einem Video zur Mikrodermabrasion, einer kosmetischen Hautbehandlung gegen Falten, begann der neunte Prozesstag für das Schwurgericht. Das Opfer, Elvira S., hatte sich wenige Stunden vor ihrem Tod einer Behandlung unterzogen und laut rechtsmedizinischem Gutachten ließen sich damit einige Verletzungen am Hals der Frau begründen. Die Kosmetikerin der Verstorbenen war für ihre Aussage extra aus dem Urlaub eingeflogen worden.
Elvira S. stammte aus Ungarn, brachte es durch eine Heirat in München zu Reichtum und erbte nach dem Tod ihres Mannes ein Vermögen. Sie unterstützte ihren mittellosen Bruder und dessen Familie in Ungarn, nutzte aber gleichzeitig seine Dienste und ließ ihre Launen an ihm aus. Am Tattag kam es in der Münchner Wohnung von Elvira S. zu einer verbalen Auseinandersetzung, dann zu einer Rangelei. Staatsanwalt Laurent Lafleur befand, dass der Angeklagte die Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers ausgenutzt habe, als er ihr die Kordel eines Schuhsacks um den Hals legte und zuzog. Er sah das Mordmerkmal der Heimtücke als erfüllt an. Verteidigerin Birgit Schwerdt hingegen sah keine Heimtücke aufgrund des vorangegangenen Streits und plädierte auf Totschlag in einem minder schweren Fall, zumal Robert B. jahrelang gedemütigt worden war.