Gemeinsame Regionalkonferenz:Aufeinander bauen

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Die flotten Sprüche sind schon da, sie umzusetzen dauert etwas länger: Szene von der dritten Wohnungsbau-Konferenz von Stadt und Umland. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Stadt und Umland vereinbaren mehr Zusammenarbeit für neue Wohnungen

Von Heiner Effern

Das Motto klingt deftig nach Land. "Hock die her, dann schaff ma mehr", steht über der Bühne. Bleibt zu hoffen, dass alle Münchner Gäste diesen Satz und auch die anderen Botschaften verstanden haben. Denn um nichts anderes geht es an diesem Vormittag im Alten Speicher in Ebersberg: dass sich die Großstädter und die Kommunen im Umland zusammensetzen, um sich besser zu verstehen. So wollen sie künftig mehr schaffen, wobei das mehr hier ganz konkret bedeutet: mehr Wohnungen. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß glauben, dass auch die dritte regionale Wohnungsbaukonferenz dafür ihren Teil beitragen wird. "Dass wir in drei Jahren nicht sensationelle Erfolge erwarten können, war klar", sagt Reiter. "Die Konferenz ist eine wichtige Plattform, hier kommen die Player zusammen."

Auch wenn Reiter ins Anglizistische abdriftet, man kann davon ausgehen, dass er die Botschaften sehr genau versteht. Angesprochen auf die Möglichkeiten, bei den Bürgern auf dem Land um mehr Akzeptanz für neue Wohnungen zu werben, sagt er: "Der Münchner OB darf den Erdingern nicht erklären, wie Wachstum funktioniert. Da erreichen wir das Gegenteil." Am Vormittag pendelt er zwischen den Arbeitsgruppen hin und her, die im Ebersberger Speicher Stammtische heißen. Reiters Vorgänger Christian Ude wäre so viel Folklore vermutlich aufs Gemüt geschlagen, Reiter erhält während der Podiumsdiskussion mehrmals Beifall.

Dabei wissen die etwa 300 Teilnehmer genau, warum die Stadt sich nach Jahren der Abschottung an Arbeitskreis-Stammtische mit Bürgermeistern aus 3000-Einwohner-Dörfern setzt. Diese haben nämlich etwas, was den Münchnern ausgeht: Flächen für neue Wohnungen. Jährlich zieht eine Kleinstadt mit 25 000 Einwohnern neu nach München, bis 2035 sollen etwa 300 000 Menschen mehr in der Stadt leben als heute. München kommt mit dem Bauen längst nicht mehr mit. "Das schaffen wir nur gemeinsam mit der Region", sagt Reiter bei jeder Gelegenheit.

Bei vielen Landräten und Bürgermeistern trifft dieser Wunsch auf Verständnis. Doch schon bei Kreis-, Stadt- und Gemeinderäten sei eine erste "Sollbruchstelle" zu spüren, sagt Reiter. Und bei den Bürgern eine noch viel ausgeprägtere, wenn sie nicht das Wachstum an sich ablehnten. Diesem Misstrauen der Menschen wollen die Teilnehmer der Wohnungsbaukonferenz nun Informationsveranstaltungen und eine Kampagne entgegensetzen, die auf die Vorteile von Wachstum hinweisen sollen. Bauflächen sollen gemeinsam erworben werden, daneben wollen die Kommunen ihre Erfahrungen beim Bauen besser austauschen. So können die kleinen Kommunen wiederum auch von der Stadt München profitieren, zum Beispiel beim Bau von sozial geförderten Wohnungen.

Genauso wichtig wie diese offiziellen Ergebnisse sind jedoch die Flurgespräche, die immer wieder in konkreten Projekten enden. Zu hören war zum Beispiel von Ideen, wie Münchner Wohnungsbaugesellschaften verstärkt in Nachbarkommunen und dort dann Belegrechte erhalten könnten. Oder von einem interkommunalen Bau-Fonds, aus dem nicht nur Wohnungen, sondern auch die dadurch nötige Infrastruktur wie Kitas bezahlt werden könnten. Am Ende ist bei nicht wenigen Teilnehmern sogar Bedauern zu spüren, dass sie sich das nächste Mal erst im Oktober 2018 in Rosenheim wiedersehen. Auch das darf als Erfolg gelten.

© SZ vom 11.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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