Gegenwart:Der Reiz der Überraschung

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250 Veranstaltungen pro Monat - die "TheaGe" setzt auf Vielfalt und Gemeinschaft

Von Henrik Oerding

Kultur ist am schönsten, wenn man sie teilen kann. Wenn man den Pausenwein nicht alleine trinkt und jemanden zum Diskutieren hat. Eben wenn es eine Gemeinschaft gibt. Das hat sich in den vergangenen 100 Jahren nicht verändert. Die etwa 20 000 Mitglieder der Theatergemeinde München dürften das genauso sehen. Auch wenn der Verein Anfang der 1980er-Jahre noch rund 60 000 Teilnehmer zählte und seither einen Großteil davon verloren hat, ist er noch immer die größte Theatergemeinde Deutschlands.

Ein paar Sachen haben sich aber doch verändert: Der Name wird auf dem neuen Logo nun schick "TheaGe - Karten- und Kulturservice" abgekürzt. Das Angebot an Veranstaltungen ist größer geworden, der Preis aber hat sich kaum geändert: Anfangs, vor 100 Jahren, zahlten Mitglieder drei Mark Monatsgebühr, heute liegt der Jahresbeitrag bei 29 Euro - weniger als 2,50 Euro pro Monat. Im Gegensatz zu früher erhalten die Teilnehmer dafür aber keine Freikarten, sondern Tickets, die zwischen zehn und 20 Prozent günstiger sind als im regulären Verkauf. Im Angebot sind etwa National-, Residenz- und Volkstheater, Deutsches Theater, Prinzregententheater, Kammerspiele und viele mehr.

Die Ermäßigungen sollen nur einen Teil des Reizes ausmachen. Ein- bis zweimal im Monat versendet die TheaGe "Kulturaufrufe" an ihre Mitglieder, die erfahren so von Veranstaltungen, auf die sie selbst vielleicht nie gekommen wären. Die Vielfalt der Spielorte sorgt für Abwechslung, die es mit einem normalen Abonnement für ein einzelnes Haus nicht gäbe, so die Idee. Das Schiller-Zitat aus Don Karlos, "das Überraschende macht Glück", ist deswegen das passende Motto der Jubiläumsspielzeit der Gemeinde.

Geboten wird nicht nur klassische "Hochkultur" wie Schiller-Dramen. Jeden Monat gibt es eine Auswahl von mehr als 250 Kulturereignissen, auch Musicals, Kabarett oder bayerische Volksmusik sind dabei. Seit 2007 gibt es auch Familienabos, die Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche enthalten, zum Beispiel mit "Peter und der Wolf". Darüber hinaus organisiert die Gemeinde Kulturreisen, Tagesfahrten und Führungen. Abgesehen vom Jahresbeitrag ist alles freiwillig, die Mitglieder müssen keine Mindestzahl an Karten kaufen.

Im Februar feiert die Gemeinde ihr Jubiläum mit einem Festakt samt Konzert der CubaBoarischen, die gerade auf ihrer Abschiedstournee sind. Für die Theatergemeinde ist aber noch längst kein Abschied gekommen.

© SZ vom 03.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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