Gefahr beim Rechtsabbiegen:Auch die Fahrzeugindustrie hat da einen "toten Winkel"

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Kameras, aufmerksamere Autofahrer oder eine akustische Warnung vom Rad? Wer die brenzligen Situationen beim Abbiegen entschärfen könnte, darüber haben Leser unterschiedliche Ansichten

"Rechtsabbiegen als tödliche Gefahr" und "Abbiegeunfälle" vom 28. März:

Da hilft nur eine Kamera

Danke, dass Sie das Thema der Abbiegeunfälle wieder aufgegriffen haben. Der unbefriedigende Sachstand dabei ist, dass die Polizei München, das Kreisverwaltungsreferat der Landeshauptstadt München und auch der ADFC das Thema bisher nur aus der Sicht der Anlage der Straßen sehen (vergleiche auch die wirklich löbliche Aktion "Gscheid radln" des Polizeipräsidiums München).

Diejenigen, die den "toten Winkel" abschaffen könnten, machen nichts oder warten ab: Die Fahrzeughersteller haben nach meinen eigenen Nachfragen bei Mercedes und MAN Techniken "in der Schublade", um den toten Winkel abzuschaffen (sie sind bei Omnibussen schon in der Serienproduktion). Die Polizei sagt, sie sei für die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) nicht zuständig. Die Spediteure wollen sich die 100 Euro für eine Kamera im Rückspiegel mit einem Bildwinkel von 90 Grad und einem Monitor im Führerhaus sparen (dieser Bildwinkel erlaubt während der gesamten Kurvenfahrt eines Großfahrzeugs beim Rechtsabbiegen die Beobachtung des Bereichs rechts hinter dem Fahrzeug). Die Fahrer denken vermutlich, dass sie ohne den toten Winkel bei Abbiegeunfällen dann für den Personen- und Sachschaden verantwortlich sein könnten. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat wohl wichtigere Dinge zu erledigen.

Man muss sich einmal in einen Lastwagen setzen, um zu verstehen, dass weder sieben noch 13 Spiegel genügen, um mit einem Lkw sicher rechts abbiegen zu können. Und man kann es nicht glauben, dass heute bei Serien-Pkw der 20 000-Euro-Klasse Kamerasysteme zum Einparken angeboten werden, nicht aber bei 19 Meter langen Sattelzügen zum sicheren Rechtsabbiegen. Greifen Sie dieses Thema deshalb bitte weiter auf! Heinz Unruh, München

Vorfahrt und Nachsehen

Wenn ich als Radfahrerin eine Kreuzung überqueren will, stoppe ich kurz ab, blicke nach links und vergewissere mich, dass mich der Fahrer eines Lkw oder Pkw wahrgenommen hat. Im Zweifel halte ich an. Wenn ich als Autofahrerin rechts abbiege, kann ich nicht davon ausgehen, dass Radler das Gleiche tun: Im Gegenteil preschen die meisten in unvermindertem Tempo, ohne nach links zu schauen, über die Kreuzung. Sie sind sich anscheinend nicht bewusst, dass manchmal zum Beispiel Hecken oder parkende Autos die Sicht des Autofahrers einschränken können. Es hat sich aber offenbar die Überzeugung verbreitet, es genüge, als der schwächere Verkehrsteilnehmer formal im Recht zu sein; kooperatives Verhalten oder auch nur Mitdenken? Fehlanzeige! Es wäre gut, wenn Polizei und ADFC Radfahrer darauf hinweisen würden, dass nicht nur fehlende Spiegel bei Lkw oder "brenzlige Ecken " für Radler eine Gefahr darstellen, sondern zu einem großen Teil ihr eigenes Verhalten . . . Sybille Böhm, München

Klingeln, Klingeln, Klingeln!

Warum klingeln Radfahrer eigentlich nicht mehr? Jedes normale Fahrrad hat eine Klingel. Sie ist das Mittel der Wahl, um auf sich aufmerksam zu machen, zum Beispiel, wenn Kinder mit oder ohne Eltern auf dem Fußweg voraus hin- und herlaufen. Die Klingel dringt auch durch Autoscheiben. Ich fahre an einer Kreuzung langsamer und beobachte, ob ein abbiegewilliger Fahrer sein Fahrzeug verlangsamt. Vorsichtshalber warne ich mit meiner Klingel. Das funktioniert zuverlässig.

Trotzdem: Man darf sich nicht darauf verlassen, dass man gesehen wird; wenn man aber selbst klingelt, wird man in der Regel gehört - so meine Erfahrung. Trotzdem fahre ich so, dass ich im Notfall noch bremsen kann, das nennt man auch defensives Fahren. Wie beim Autofahren auch. Friedrich Müller, München

© SZ vom 18.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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