Gefängnisstrafe für Ex-Coach:Trainer verteilte Joints an Jugendliche

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Er hat Jugendliche zum Fußballschauen eingeladen und sie Joints rauchen lassen: Nun ist der frühere Trainer des FT Gern zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Ein weiterer umstrittener Anklagepunkt war gar nicht zugelassen worden - das weckte den Zorn einiger Mütter.

Von Christian Rost

Ein ehemaliger Jugendtrainer der FT Gern hat vor dem Münchner Schöffengericht gestanden, mehrere junge Spieler einer von ihm betreuten Mannschaft mit Joints versorgt zu haben. Das Überlassen von Betäubungsmitteln an Jugendliche war am Dienstag am Amtsgericht dann auch das zentrale Thema, die Emotionen am Rande des Prozesses kochten aber noch aus anderen Gründen hoch: Der 48-jährige Ex-Trainer soll bei privaten Treffen mit seinen Schützlingen zwei 15-Jährigen auch in die Hose gefasst haben.

Diesen Anklagepunkt jedoch hatte das Amtsgericht nicht zugelassen und auch das Landgericht München I sah nach einer Beschwerde der Staatsanwaltschaft keinen Fall der sexuellen Beleidigung gegeben. Der Angeklagte hatte in seiner Vernehmung bei der Polizei noch Annäherungsversuche gestanden. Dennoch mussten die Berührungen unterhalb der Gürtellinie von der Verhandlung am Schöffengericht ausgeklammert werden, was den Müttern der betroffenen Jugendlichen auf der Zuhörerbank sauer aufstieß:

Konfrontation in der Pause

Sie ärgerten sich über die Begründung für diese Entscheidung, wonach der Ex-Trainer die beiden Jugendlichen lediglich zur Vornahme oder Duldung seiner Handlungen habe motivieren wollen, schrieb ein Amtsrichter in seinem Beschluss. Und das sei noch keine sexuelle Beleidigung. Der Zorn bei den Müttern war aber so groß, dass sie versuchten, den Ex-Trainer während einer Prozesspause im Strafjustizzentrum zur Rede zu stellen. Der verschwand rasch mit seinem Verteidiger Gerhard Bink und seiner Lebensgefährtin in den Fluren des Gebäudes.

Seinem Geständnis zufolge lud der Kaufmann Anfang 2012 und dann noch einmal im Frühjahr 2013 sechs beziehungsweise vier Spieler der B-Jugendmannschaft zu sich nach Hause ein. Es hatte öfter solche Treffen gegeben, berichteten drei Jugendliche im Zeugenstand, man habe zusammen Fußball im Fernsehen angeschaut. Bier und Wodka wurde dabei getrunken, und hin und wieder habe der Trainer auch ein paar Joints ausgegeben, die er fertig gedreht in einer Tupperdose in einer Schublade aufbewahrte.

Ein Teil der Jugendlichen war damals 17 Jahre alt, einer betonte vor Gericht, er sei bereits Volljährig gewesen, als er zum ersten Mal mit dem Trainer eine Tüte geraucht habe. Auch die anderen Jugendlichen machten in der Verhandlung nicht den Eindruck, als wollten sie ihren früheren Vereinsbetreuer unnötig schwer belasten.

Jugendtrainer mit Vorgeschichte

Toll" sei das Verhältnis zu ihm gewesen, sagte ein junger Fußballer, der sich nur darüber gewundert hatte, dass der Trainer zum Rauchen und Trinken die Gesellschaft Jugendlicher suchte. Als er die Mannschaft in Richtung A-Jugend verlassen habe, so der Zeuge weiter, hätte sich der Trainer dann mit den in das B-Team nachrückenden Jüngeren getroffen. Bereits vor vier Jahren war der Angeklagte in Österreich dabei erwischt worden, als er Jugendlichen Betäubungsmittel überlassen hatte. Nach der Entdeckung des Marihuanas in seiner Münchner Wohnung wies der Angeklagte einen Jugendlichen an, dafür zu sorgen, "dass auch die anderen die Klappe halten". Bei der Polizei sagten sie aber doch aus.

Auch ohne den sexuell motivierten Übergriff wog die Anklage gegen den Mann noch so schwer, dass das Schöffengericht unter dem Vorsitz von Jürgen Hanselmann gegen den 48-Jährigen eine eineinhalbjährige Haftstrafe verhängte. Er habe als Trainer seine besondere Vertrauensstellung missbraucht, hieß es in der Begründung. Die Staatsanwaltschaft hatte eine zweieinhalbjährige Freiheitsstrafe gefordert. Verteidiger Bink hatte von einem "minderschweren Fall" gesprochen und eine einjährige Bewährungsstrafe für ausreichend erachtet. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

© SZ vom 19.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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