Gebunden, offen, Tagesheim:Der sichere Hort

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Hausaufgabenhilfe gibt es bei manchen Betreuungsangeboten. (Foto: Catherina Hess)

Das städtische Angebot an entsprechenden Einrichtungen ist groß, aber auch sehr differenziert

Von Melanie Staudinger, München

Wer in München einen Nachmittagsbetreuungsplatz für sein Kind im Grundschulalter sucht, dem bietet sich vermeintlich ein großes, sehr differenziertes Bild. Hort, Tagesheim, Haus für Kinder, Mittagsbetreuung, offener oder gebundener Ganztag - so viele verschiedene Angebote gibt es in kaum einer Stadt. Jedoch sind die einzelnen Einrichtungsarten und deren Unterschiede kaum bekannt, weshalb in einem ersten Reflex viele Eltern erst einmal an den Hort denken. Der deckt tatsächlich auch das größte Spektrum ab: Es ist hauptsächlich für Schulkinder von der ersten bis zur vierten Klasse, manchmal auch länger gedacht und öffnet nach Unterrichtsschluss. Die Kinder können je nach Bedarf bis spätestens 18 Uhr bleiben, auch am Freitag. In den Ferien haben Horte mit Ausnahme der vereinbarten Schließtage geöffnet. Das ist vor allem für Familien, in denen die Eltern oder die Alleinerziehenden in Vollzeit arbeiten, sehr praktisch. Die Horte der Stadt bieten 12 355 Plätze, auch in den Häusern für Kinder kommen Grundschulkinder unter.

Ähnlich funktionieren Tagesheime, eine Münchner Spezialität. Auch hier werden die Kinder bis in den frühen Abend hinein betreut, und das auch in den Ferien. Anders als im Hort sind die Gruppen nach Jahrgangsstufen gegliedert. Lehrer und Erzieher der 4170 Tagesheim-Kinder arbeiten möglichst eng zusammen. Eine besondere Form des Tagesheims ist die innovative Projektschule. Unterrichts-, Übungs- und Freizeitangebote sind auf den Vormittag und Nachmittag verteilt. Der Nachteil an Hort und Tagesheim: Beide Angebote kosten Geld, je nach Buchungszeit und Einkommen bis zu 145 Euro im Monat.

Auch eine Mittagsbetreuung, die es an 135 der 178 Grund- und Mittelschulen gibt, kostet Geld. In 710 Gruppen werden 10 973 Schüler betreut, 203 Angebote gehen bis 14.30 Uhr, 238 bis 15.30 Uhr und 269 bis 16 Uhr. Die Mittagsbetreuungen werden privat betrieben, in vielen Fällen haben Eltern die Gruppen gegründet. Manche Initiativen servieren ein warmes Mittagessen, in anderen wiederum bringen die Kinder eine Brotzeit mit. In einigen Mittagsbetreuungen werden Hausaufgaben erledigt, anderswo wird nur gespielt.

Mittagsbetreuungen bekommen vergleichsweise üppige Zuschüsse von der Stadt - das ist der Grund, warum nach Ansicht von Experten der Ausbau des offenen Ganztags nur zögerlich voranschreitet. Beides darf es nicht an einer Schule geben. Der offene Ganztag kann Mittagsverpflegung, Hausaufgabenbetreuung, sportliche, musische und gestalterische Aktivitäten oder Fördermaßnahmen umfassen. Er beginnt nach dem Unterricht und wurde bisher an vier Grundschulen eingerichtet - an der Bernaysstraße, der Ichostraße, der Paulckestraße und der Regina-Ullmann-Straße. Dort werden etwa 155 Schüler in 15 Gruppen unterrichtet. Welche Grundschulen im kommenden Jahr einsteigen, ist noch nicht bekannt. Sicher dabei sein wird die Grundschule an der Plinganserstraße. Dort sendeten Eltern einen Hilferuf an die Ämter, weil 150 Betreuungsplätze fehlten. Vertreter von Stadt, Staat, Regierung von Oberbayern und Schule setzten sich zusammen und beschlossen die Gründung des neuen Nachmittagsprojekts, das für Familien einen großen Vorteil hat: Da es ein schulisches Angebot ist, kostet es nichts. Es hat aber in den Schulferien geschlossen, außer die Schule organisiert eine eigene Ferienbetreuung.

Pädagogisch unumstritten ist der gebundene Ganztag. Hier wechseln sich Unterrichtsphasen mit Zeiten für Wiederholung, Entspannung und Spiel ab. Im Grundschulbereich gibt es 54 Schulen mit einem solchen Angebot, sieben davon haben zwei parallele Ganztagsklassen pro Jahrgang, alle anderen sind einzügig. 4400 Kinder werden in 203 Klassen unterrichtet. Auch dieses Angebot ist für die Eltern kostenfrei. Darüberhinaus profitieren die Kinder von einem rhythmisierten Tagesablauf und kommen ohne Hausaufgaben nach Hause. Aber auch hier gilt: In den Ferien und am Freitagnachmittag bleibt die Schule zu. Das macht für viele Familien dieses Angebot uninteressant. Im Bildungsreferat gibt es den Plan, die Ganztagsschule an den Randzeiten und in den Ferien mit Hortplätzen zu ergänzen. Das ist bisher aber nicht beschlossen.

© SZ vom 14.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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