Gebietsreform:Der ungeliebte Zusammenschluss

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Oberhummel wollte nicht eins werden mit Langenbach und zog sogar vor Gericht.

Von Peter Becker, Langenbach

Für Oberhummel hatte die Eingemeindung nach Langenbach durchaus Vorteile. So entstand im Ortsteil Niederhummel ein Wirtshaus. (Foto: Marco Einfeldt)

So turbulent wie im unterfränkischen Ermershausen, das sich gegen die Eingemeindung wehrte, ging es im Vorfeld der Gebietsreform 1978 in Oberhummel nicht zu. Keine erzürnten Bürger stürmten dort das Rathaus oder verbarrikadierten die Straßen. Die Atmosphäre zwischen den beiden Nachbardörfern war 1977 dennoch angespannt. Wenn sie schon ihre Selbstständigkeit verlieren sollten, dann wollten die Hummler lieber zu Moosburg gehören als zu Langenbach. Im Gegensatz zu den Rebellen in Unterfranken beschritten sie aber den juristischen Weg. Sie strengten eine Normenkontrollklage vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof an, um die Eingemeindung nach Langenbach zu verhindern. Am Ende vergebens.

Für Hummels damaligen Bürgermeister Erich Vohburger war der Fall klar. Seiner Ansicht nach war die Verbandelung mit Moosburg eng. Dorthin fuhren die Kinder zur Schule, von dort her kam das Trinkwasser seiner Gemeinde, deren Einwohner er hinter sich wusste. "Der Bürgerwille muss respektiert werden", begründete er die Normenkontrollklage. Delegierte des Verwaltungsgerichtshofs reisten eigens aus München an, um sich an Ort und Stelle einen Überblick zu verschaffen. Im Dezember 1977 gaben die Richter ihren Schiedsspruch bekannt. "Die Klage ist unbegründet", verkündeten sie. Die Gemeinden glichen sich "in ihrer außerstädtischen Struktur" und passten deshalb gut zusammen; schon aufgrund ihrer örtlichen Nähe.

Josef Brückl, der spätere Bürgermeister von Langenbach, stand damals noch am Anfang seiner kommunalpolitischen Karriere. 1978 zog er in den gemeinsamen Gemeinderat ein. "Die Wogen sind damals hochgegangen", erinnert er sich. Die Befürworter der Eingemeindung nach Langenbach hatten prominente Unterstützer. Dazu gehörten laut Brückl der Landtagsabgeordnete Otto Wiesheu und Landrat Ludwig Schrittenloher. Bis zum Tag der Entscheidung flogen verbale Giftpfeile zwischen den Rathäusern der beiden Gemeinden hin und her. Langenbachs Bürgermeister Hans Holzer etwa soll das Landratsamt ermuntert haben, den Etat von Hummel zu beanstanden. Die Nachbargemeinde plante ein neues Feuerwehrhaus. Holzer fürchtete, dass dieses den Haushalt der künftigen Verwaltungsgemeinschaft belasten könne.

Nach der Eingemeindung hatten sich die Wogen rasch geglättet. Verantwortlich war dafür der spätere Bürgermeister Korbinian Wöhrl. "Er war der große Schlichter", sagt Brückl. Hummel habe später sein Feuerwehrhaus bekommen und alle Bürgermeister hätten viel Geld in Hummel investiert, so Brückl: in Infrastruktur, das Gasthaus am Dorfbrunnen, in einen eigenen Kindergarten, in ein Schützenheim. "Es war eine gute Sache", beurteilt er die Eingemeindung Hummels nach Langenbach. Denn er bezweifelt, dass Moosburg in das kleine Hummel viel Geld hineingesteckt hätte.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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