Galadinner des HVB-Europa-Forums:Das Prinzip Donnersmarck

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Gastredner beim HVB-Galadinner war dieses Jahr Regisseur und Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck. Er gab sich egozentrisch - und den Zuhörern eine Botschaft mit auf den Weg.

Christian Mayer

Es ist ja nicht gerade einfach, einen idealen Festredner für ein Gala-Dinner zu präsentieren. Am besten einen, der sowohl einen klangvollen Namen hat, als auch durch die Eleganz seines Vortrags beeindruckt; der Banker, Kulturleute und die oft etwas ungeduldige Münchner Prominenz gleichermaßen anspricht. Die Hypo-Vereinsbank hat sich bei ihrem Europa-Forum stets um einen möglichst kurzweiligen Stargast bemüht. Vor zwei Jahren konnte das Bankhaus Al Gore nach München locken. Das war zu einer Zeit, als er noch nicht Nobelpreisträger, als Gastredner aber beinahe unerschwinglich war. Der Vortrag war dann übrigens ein wenig sehr routiniert.

Hat Geheimrezepte für den Erfolg: Florian Henckel von Donnersmarck. (Foto: Foto: Haas)

Ganz anders am Donnerstagabend im Gründerzeitpalast in der Kardinal-Faulhaber-Straße. HVB-Vorstandssprecher Wolfgang Sprißler muss zunächst seinen italienischen Vorgesetzten Alessandro Profumo entschuldigen, "höhere Gewalt" in Form einer dicken Nebelwand hat die Landung in München kurzfristig verhindert. Macht nichts, es geht auch mal ohne den Unicredit-Chef.

Hausgemachte Rote-Beete-Ravioli und Rinderfilet sind bereits serviert, als der Mann des Abends mit einem mächtigen Satz aufs Podium springt: Florian Henckel von Donnersmarck, eigens aus Kalifornien eingeflogen. Er soll über Europa sprechen - und über seinen Film "Das Leben der Anderen", der inzwischen ein weltweiter Erfolg geworden ist, mit eingespielten 70 Millionen Euro.

Man hat die Geschichte dieser Verfilmung, die nach unendlichen Mühen und Geldsorgen am Ende in Hollywood reich belohnt wurde, schon ein paar Mal gehört. Doch an diesem Abend lernt man den 34-Jährigen etwas besser kennen. Er spricht nicht über Europa, keineswegs; das ihm vorgegebene Thema ignoriert er konsequent, denn er hat Wichtigeres mitzuteilen: das Prinzip Donnersmarck.

"Manche Leute halten mich für einen furchtbar arroganten Kerl", beginnt der Regisseur seinen freien Vortrag. Oft werde er gefragt, ob ihm sein großer Erfolg nicht unwirklich vorkomme - und seine Antwort sei klar: "Ich habe meinen Erfolg genau im Kopf gehabt, weil ich mir als Filmemacher die Dinge vorher genau vorstellen kann." Insofern war er immer überzeugt von sich. Das Schwierige sei nur gewesen, andere von sich und seiner Idee zu überzeugen.

Donnersmarck erzählt die wunderbare Geschichte, wie er als unbedeutender Kurzfilmer in Cannes einen genervten Produzenten spätnachts an einer Bushaltestelle für "Das Leben der Anderen" interessieren konnte. Es war derselbe Produzent, dem das später preisgekrönte Projekt dann zu teuer wurde - eine Fehlentscheidung, über die sich der Zauderer vermutlich bis ans Ende seiner Karriere ärgern wird.

Donnersmarck erweist sich außerdem als Gesellschaftsunterhalter mit Hang zur Egozentrik. Seine Anekdoten, egal ob sie von seinem Vater, dem Lufthansa-Manager, oder von seinen Schauspielern handeln, haben immer eine Botschaft: Du musst kämpfen, bis es weh tut. Du darfst im Beruf nie bescheiden sein. Ein Nein bedeutet noch lange kein Nein, vor allem in der Filmbranche. Dreistigkeit siegt.

"Auch Bayern hat mich geprägt, weil hier die Leute an sich glauben" - kleine Schmeicheleien wie diese erhalten die Freundschaft. Den meisten Gästen gefällt die gegen Ende etwas ausufernde Donnersmarck-Show, zumal es auch einiges zu lachen gibt. Ganz besonders, als der Regisseur seinen sieben Jahre alten HFF-Kurzfilm "Dobermann" vorführt: Ein Mann provoziert einen Hund, der Hund fletscht die Zähne, springt durch eine Autoscheibe und verfolgt den Mann durch den Wald; es kommt zum tragikomischen Showdown. Donnersmarck, der Unerbittliche, hat sich auch festgebissen: am Erfolg. Als HVB-Festredner ist er übrigens deutlich besser als sein Oscar-Kollege Al Gore.

© SZ vom 24.11.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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