Fußball-Turnier:EM in München

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Stadtrat winkt Bewerbung durch - jedoch mit viel Kritik

Von Dominik Hutter

Im Stadtrat gibt es fraktionenübergreifenden Widerstand gegen die weitere Zusammenarbeit mit dem europäischen Fußballverband Uefa. Zwar sprach sich im nicht-öffentlichen Teil der Plenumssitzung am Mittwoch letztlich eine Mehrheit von SPD, CSU und Grünen für eine Münchner Bewerbung bei den Europameisterschaften 2024 aus. Zuvor, als Publikum und Presse noch im Saal waren, fielen aber ziemlich deutliche Worte über den skandalgebeutelten Funktionärsverband. "Es ist kein Geheimnis, dass Uefa und Fifa mit ihren Figuren momentan kein so gutes Bild abgeben", erklärte FDP-Stadtrat Thomas Ranft, der erklärtermaßen nicht mit einem Verband kooperieren will, so lange die schwerwiegenden Korruptionsvorwürfe nicht aufgeklärt sind. Letztlich handle es sich bei der Euro 2024 um eine "Quersubventionierung der Stadt fürs private Fernsehen".

Rund 17 Millionen Euro will die Stadt für sechs oder sieben Turnierspiele ausgeben. 17 Millionen zu viel, wenn es nach den Stadträten von FDP, ÖDP, Linken und Freien Wählern geht. Eine "Saubande" sei die Uefa, schimpfte Stadträtin Ursula Sabathil (Freie Wähler) - nicht ohne sicherheitshalber hinzuzufügen, dass sie die Aussage sofort zurücknehme, falls man so etwas nicht sagen dürfe. Tobias Ruff (ÖDP) hielte es für ein "starkes Signal", wenn eine so starke Fußballstadt wie München den Uefa-Funktionären ein klares Nein entgegenschmettere. Die Euro-Veranstalter mögen doch "in die Provinz gehen oder in die Türkei Erdoĝans". Linken-Stadträtin Brigitte Wolf ist überzeugt: Die Profisportverbände seien erst dann zu einem Umlenken bereit, "wenn sich kein Land mehr bewirbt". Bei der Uefa sei die gleiche Fehlentwicklung zu beobachten wie beim IOC oder der Fifa.

Bislang ist nicht entschieden, wer die Euro 2024 ausrichtet. Einziger Bewerber neben Deutschland ist die Türkei. Aktuell geht es um eine verbindliche Zusage auf nationaler Ebene, um finanzielle Garantien und einen Vertrag, "von dem wir nicht wissen, was drinstehen wird", so Wolf. In München werden bereits Spiele der Euro 2020 ausgetragen, die in mehreren europäischen Ländern ausgetragen wird. Die Allianz-Arena ist der einzige deutsche Spielort, dort sollen vier Spiele ausgetragen werden. In den vergangenen Jahren haben diverse Städte in demokratischen Ländern Bewerbungen für internationale Sportereignisse zurückgezogen. Darunter auch München, das Interesse an Olympischen Winterspielen 2022 hatte.

In den Augen des erklärtermaßen sportbegeisterten Stadtrats Wolfgang Heubisch (FDP) ist das Maß nun aber endgültig voll. "Denken Sie daran: Nächstes Jahr ist WM in Russland, gefolgt von Katar", mahnte er. In diese Liga dürfe sich München nicht einreihen.

© SZ vom 18.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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