Fusion: Commerz - und Dresdner Bank:Die Angst vor dem Rotstift

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Bei Dresdner Bank und Commerzbank drohen Filialschließungen. Noch ist unklar, wie groß der Stellenabbau in München nach der Fusion der beiden Geldhäuser ausfallen wird.

Otto Fritscher

"Wenn ich durch die Stadt gehe, sehe ich auf der linken Straßenseite Gelb und gleich gegenüber auf der rechten Grün." Der Blick von Klaus Grünewald ist zurzeit auf diese beiden Farben geeicht, denn er ist bei Verdi für die Bankenbranche in München zuständig. Gelb, das ist die Hausfarbe der Commerzbank, an die die Allianz die Dresdner Bank mit der Erkennungsfarbe Grün verkauft hat. Wenn Grünewald zwei Filialen sieht, die nicht weit voneinander entfernt liegen, schrillen bei dem Gewerkschafter die Alarmglocken. Denn der Zusammenschluss der beiden Geldhäuser wird auch in München Folgen für die Beschäftigen und für das Filialnetz haben.

"Wenn zwei Filialen nebeneinander liegen, wird eine davon geschlossen werden", ist Grünewald überzeugt. Pläne, die von den Banken nicht dementiert werden: "Wenn es zwei Filialen in unmittelbarer Nachbarschaft gibt, kann eine Zusammenlegung sinnvoll sein", sagt Martin Kurz, Sprecher der Dresdner Bank, vage. Er verweist aber darauf, dass es bis 2011 keine betriebsbedingten Kündigungen geben werde. "Dennoch sind die Beschäftigten beunruhigt. Keiner weiß, was auf ihn zukommt", sagt Grünewald.

Spekulationen über den Stellenabbau

In München ist die Dresdner Bank deutlich stärker vertreten als die Commerzbank. Die Dresdner hat 35 Filialen im Stadtgebiet, sie beschäftigt rund 900 Mitarbeiter. Die Münchner Zentrale befindet sich am Promenadeplatz. Die Niederlassung der Commerzbank liegt an der Leopoldstraße in Höhe des Mittleren Rings. Sie hat 14 Filialen mit 500 Mitarbeitern in München, wenn man Unterföhring und Pullach dazurechnet. Wie viele Beschäftigte in München der Stellenabbau treffen könnte, darüber will Grünewald nicht spekulieren. Auch beide Banken äußern sich nicht dazu, wie viele Filialen in der Stadt geschlossen und wie viele Jobs gestrichen werden sollen. Fachleute rechnen aber mit einer Größenordnung von weniger als 100 Betroffenen.

Denn viel Personal könne man in München nicht mehr einsparen, sagt Gewerkschafter Grünewald. "Die meisten arbeiten im Vertrieb, haben also direkten Kontakt mit den Kunden." Da sei die Personaldecke inzwischen "so dünn, dass schon Löcher drin sind". Deshalb werde es wohl zu keiner massiven Personaleinsparung kommen können. "Wenn Filialen zusammengelegt werden, machen die Mitarbeiter auf der einen Seite das Licht aus und ziehen auf der anderen Straßenseite wieder ein", hofft Grünewald. Voraussetzung dafür sei aber, dass die Kunden ihrer Bank die Treue halten.

Fusion wird positiv aufgenommen

Beide Bankhäuser sind in München sowohl im Privatkunden - als auch im Firmenkundengeschäft tätig. Daneben gibt es noch Berater, die sich auf "Wealth Management", also auf eine besonders wohlhabende Klientel, spezialisiert haben. "München ist einer unserer stärksten Standorte in Deutschland", betont Martin Kurz von der Dresdner Bank. "Bei uns wird die Fusion positiv aufgenommen", beschreibt Harry Weiss die Stimmung bei der Münchner Commerzbank.

Sowohl Commerz- als auch Dresdner Bank haben eine lange Geschäftstradition in München. Für die Dresdner übernahm der Kommerzienrat Wilhelm Seitz im Jahr 1906 das Münchner Bankhaus M. Kapeller und zog in den Neubau am Promenadeplatz ein. Die Commerzbank ist seit 1910 in München tätig. Damals übernahm das Vorgängerinstitut, die Mitteldeutsche Creditbank, das Münchner Bank- und Wechselgeschäft Bernhard Weinmann, 1920 eröffnete die damalige "Commerz und Disconto-Bank" eine Filiale an der Kaufinger Straße.

© SZ vom 02.09.2008/jh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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