Zu Gast in der Redaktion:Lieber knackig kurz

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Blattkritiker Matthias Lange zu Gast in der SZ-Redaktion. (Foto: Günther Reger)

Medienprofi Matthias J. Lange aus Maisach hält als Blattkritiker der SZ Fürstenfeldbruck den Spiegel vor

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Er liebt die schnelle Meldung über Twitter und klare, kurze Kommentare in der Zeitung, und er rät ganz stark zu SEO. SEO? Da ist die Abkürzung für Search Engine Optimization, einen Begriff, den Lokaljournalisten der SZ Fürstenfeldbruck schon mal gehört haben. Doch verinnerlicht haben sie nach Einschätzung des Maisacher Medienprofis Matthias J. Lange noch nicht, dass eine Nachricht in der gedruckten Zeitung zwar "für Menschen gemacht wird", im Internet aber für die Suchmaschine Google. Deshalb die Suchmaschinenoptimierung SEO, das inhaltliche Verbessern von Seiten und Nachrichten, damit die Suchmaschine damit etwas anfangen kann und es bei den Suchergebnissen weiter vorne platziert. Denn: Findet Google gute Texte im Netz nicht, sind sie, nach Suchmaschinenmeinung, auch nichts wert.

Nicht gerade Neuland, das der 47 Jahre alte Journalist auf Einladung der SZ als Blattkritiker der Redaktion am Freitag erzählte, aber dennoch ein wichtiger Hinweis darauf, auf was es in der digitalen Welt ankommt. Lange, journalistisch groß geworden beim Fürstenfeldbrucker Tagblatt und im Mutterhaus Münchner Merkur, hat auf seinen vielen beruflichen Stationen viele Redaktionen von innen gesehen, viele Verlagsentscheidungen ertragen müssen und hat sich schon früh mit dem beschäftigt, was heute ganz selbstverständlich geworden ist.

Digitale Kommunikation, elektronische Medien in all ihren Ausprägungsformen. Dass es manchmal auch zu viel des Guten sein kann, verhehlt der Medienmacher mit den gelben Brillengläsern und der roten Hemdfliege nicht. "Ich fühle mich überinformiert", stellt er in der SZ-Redaktionskonferenz fest und fordert gleichzeitig von Zeitungen wie der SZ "Bewertung und Einordnung dieser Informationen".

Das gelinge der Brucker Lokalausgabe der Süddeutschen nicht immer, manchmal kommen ihm Kommentare zu geschwätzig vor, er wünscht sie sich knackiger und konkreter. "Sie dürfen auch schärfer sein." Die SZ Fürstenfeldbruck hält er im Landkreis für die Meinungsführerin, die aber nach seinem Geschmack zu wenig "den Leute aufs Maul schaut". Er meint damit Straßenumfragen, wie sie die Zeitung zu einigen Themen macht. Negativ bewerte er die redaktionelle Auswahl der in der Zeitung gedruckten Fotos der "hervorragenden Fotografen Günther Reger und Johannes Simon". Seinem Geschmack entspreche die Auswahl nicht.

Als Online-Spezialist würde sich Lange mehr Kommunikation und Interaktion in den sozialen Medien wünschen. Er ermunterte die Kollegen, sich auch mal in zum Beispiel von Landrat Thomas Karmasin angestoßene Diskussionen einzumischen, und kritisierte, in welcher Weise der Twitter-Kanal der Brucker Redaktion daherkomme.

Lange warnte davor, den Einfluss sozialer Medien zu unterschätzen. Beteilige sich eine Zeitung an Diskussionen nur wenig, würde das Medium bald weniger wichtig werden. Ihm persönlich würde es gefallen, wenn die Fürstenfeldbrucker SZ einen eigenen Youtube-Kanal hätte und von aktuellen Ereignissen Videos ins Netz stellt.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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