Ziel 21:Schwieriger Neustart

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Vorsitzender Gottfried Obermair (links) und seine Stellvertreter Ramona Weiß sowie Max Keil (rechts) werben bei Landrat Thomas Karmasin um Vertrauen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Vorstand des Energiewendevereins erhält ein Kontrollorgan. Die erste Aufgabe des achtköpfigen Beirats besteht darin, die Höhe der Vergütung für den Vorsitzenden und dessen beide Stellvertreter festzulegen

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Just an dem Abend, an dem die Mitglieder über die Neuorientierung des Energiewendevereins Ziel 21 im kleinen Sitzungssaal des Landratsamts diskutieren, steht auf dem Behördenparkplatz ausnahmsweise auch einmal ein Elektroauto. Der kleine weiße Wagen veranschaulicht indirekt, dass der Verein ebenso wie der Landkreis bei der Umsetzung des Großprojekts, die Energieversorgung komplett auf lokal erzeugte regenerative Energien umzustellen und den Energieverbrauch spürbar zu senken, noch am Anfang steht. 15 Jahre nach der Gründung findet erstmals eine Mitgliederversammlung von Ziel 21 nicht mehr hinter verschlossenen Türen, sondern im Beisein von Pressevertretern statt. Mit dieser Geste wollte der neue Vorstand ein Zeichen für den Neuanfang zu setzen. Die Versammlung beschloss einstimmig, dass der Vereinsvorstand ein Kontrollorgan erhält. Diese Funktion soll ein achtköpfiger Beirat erfüllen, dessen erste Aufgabe darin bestehen wird, die Höhe der Bezahlung des hauptamtlichen Vorstands festzulegen.

Im Vorfeld der Versammlung war von Kreisräten kontrovers über die Angemessenheit der Vergütung der Vorstände diskutiert worden. Im Raum standen bis zu 2800 Euro im Monat für 16 Wochenstunden. Finanziert wird Ziel 21 fast ausschließlich über einen Zuschuss des Landkreises, der für dieses Jahr bei 105 000 Euro liegt.

Aber das ist nur eine der Baustellen, die die drei Vorstandsmitglieder und Kreisräte Gottfried Obermair als Vorsitzender und dessen Stellvertreter Max Keil und Ramona Weiß zu bewältigen haben. Beirat Alfred Münch wies darauf hin, dass ein Oberstudiendirektor weniger verdienen würde. Als Orientierungsrahmen gab Münch die wesentlich niedrigere Bezahlung des Geschäftsführers einer Volkshochschule vor.

Auf Vorbehalte stieß der Haushaltsentwurf 2017 des Vorsitzenden Obermair mit einem Gesamtbudget von 156 000 Euro. Der Etat weist als größte Posten 101 000 Euro an Personalkosten aus sowie 25 800 Euro für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit. Vor allem mit Werbung, so Obermair, solle der Verein wieder im öffentlichen Leben verankert und Transparenz über dessen Aktivitäten geschaffen werden. Wie nötig das ist, wurde mit drastischen Beispielen belegt. So wurde im Monat Oktober das kostenlose Angebot von Energieberatern nur noch drei Mal nachgefragt, von einer Vielzahl von Partnern, sind dem Verein nur noch sechs geblieben. Die Aktivitäten der Fachbereiche sind fast ganz zum Erliegen gekommen.

Zum Haushaltsentwurf äußerte sich Landrat Thomas Karmasin kritisch. Er gab zu bedenken, dass es im Kreistag zur Höhe der Fördermittel Diskussionsbedarf gebe. Der Kreistag sei nicht geneigt, das Budget zu erweitern. Laut dem Beiratsmitglied und Volksbankchef Walter Müller geht es um viel Geld. Für diese Geld würden entsprechende Leistungen und Erfolge erwartet. Müller gab das Ziel vor, diese Leistung transparent zu machen. Karmasin bezeichnete die Tätigkeit des Vereins als "etwas freischwebend" und "unbefriedigend". So gebe es wenig Greifbares, und es fehlten Anhaltspunkte, welche Tätigkeiten die Aufgaben der Vorsitzenden umfassen.

Obermair bestätigte, beim Amtsantritt im Sommer keine Arbeitsplatzbeschreibung vorgefunden zu haben. Er bat um "mehr Vertrauen" und darum, ihm und seinen beiden Stellvertretern eine Chance zu geben. Und er verweis darauf, dass bisher noch kein Cent an Vergütung geflossen sei, er aber seine freiberufliche Tätigkeit als Dozent gekündigt habe. Karmasin gab dem Vorstand den Tipp, objektive, nicht angreifbare Kriterien für die Stellenbeschreibung zu finden und die Stelleninhaber entsprechend zu bezahlen. "Ich habe Vertrauen zu Ziel 21", beteuerte der Landrat.

Als erste Ziele nannte Obermair die Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Stadtwerken, den Ausbau der Beratungsleistungen, die Erarbeitung von Bildungsprogrammen und Werbeaktionen.

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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