Wunderbare Klänge:Ein bisschen Himmel

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Bach-Chor und Bach-Orchester Fürstenfeldbruck interpretieren unter Gerd Guglhör Joseph Haydns "Die Schöpfung"

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Steht das Oratorium "Die Schöpfung" von Joseph Haydn auf dem Programm eines Konzerts in der Klosterkirche Fürstenfeld, dann vereinigen sich die Sinne: Was das Auge im Kirchenraum schaut, findet seine Entsprechung im Klangeindruck der Musik. Helligkeit, Offenheit und Transparenz sind übergreifende Merkmale beider Kunstrichtungen im 18. Jahrhundert. Unter der Leitung von Gerd Guglhör brachten Bach-Chor und Bach-Orchester Fürstenfeldbruck "Die Schöpfung" am Sonntag in der ausverkauften Kirche zur Aufführung. Als Solisten waren Magdalene Harer (Sopran, als Gabriel und Eva), Moon Yung Oh (Tenor, als Uriel) und Wolf Matthias Friedrich (Bass, als Raphael und Adam) zu hören. Am Hammerklavier musizierte Johanna Soller.

Guglhör widmete im Kontext von Raum und Zeit der musikalischen Dimension Tempo besondere Aufmerksamkeit: So komplex die Akustik dieser Kirche ist, so beglückend kann das Musikerlebnis sein, wenn der Berührungspunkt zwischen Nachhall im Raum und organischem Fluss der Musik exakt getroffen wird. Das führte hier nicht zwangsläufig zu sehr zurückhaltenden Tempi. So geriet der Schlusschor des ersten Teils ("Die Himmel erzählen die Ehre Gottes") nicht nur beachtlich präzise im Zusammenklang, sondern hatte auch ein veritabel zügiges Tempo, das im Verlauf noch eine Steigerung erfuhr. Dennoch büßte der Klang nichts von seiner klaren Homogenität ein, sondern beeindruckte in leuchtender Strahlkraft.

Der Einschub des Solistenterzetts "die Nacht, die verschwand" wirkte dabei im klangvollen Piano wie ein schwereloser Hauch. Die Einleitung, mit "Die Vorstellung des Chaos" überschrieben, wurde von Guglhör in bedächtiger Zurückhaltung des Tempos interpretiert. Doch der Fluss der Musik geriet in diesem Ruhepol nicht ins Stocken, sondern war in einen übergreifenden Spannungsbogen eingebunden. Das Publikum hatte dadurch die Möglichkeit, den Urgrund quasi im Hören zu spüren, bevor Raphael in einem Rezitativ die Schöpfungsgeschichte eröffnete.

Die Textgrundlage, die auf dem biblischen Bericht fußt, wurde von Haydn mit oft ganz unmittelbar tonmalerischen Ansätzen und großem melodischem Reichtum vertont. Die naturnah-weichen Klänge des Orchesters, an dessen Spitze oft die Bläsersolisten Flöte, Oboe und Klarinette standen, legten ein klangliches Fundament, auf dem sich die Vokalsolisten bestens entfalten konnten. Dabei ging der Klang des Hammerklaviers für die Rezitative quasi aus dem Orchester hervor und bildete, im Gegensatz zum oft verwendeten Cembalo, keine störende Trennlinie. Mit stimmlicher Ausgewogenheit und viriler Kraft gelang Wolf Matthias Friedrich in der Rolle des Raphael die Arie "Rollend in schäumenden Wellen". Die Arie des Gabriel "Auf starkem Fittige schwinget sich" lebte hingegen vom glockenhellen, aber schön verankerten Sopran von Magdalene Harer. Beide verbanden sich gegen Ende beeindruckend im Duett zwischen Adam und Eva "Holde Gattin! Dir zur Seite".

Dass auch die imitatorischen Abschnitte stets in großer Prägnanz überzeugen konnten, war sicher nicht nur der soliden Probenarbeit, sondern auch der überaus klaren Zeichengebung des Dirigenten im Konzert zuzuschreiben. Am Ende waren zwei Stunden Musik vorüber, und sie wurden als sehr erfüllte Zeitspanne empfunden. Der lang anhaltende und begeisterte Beifall ließ jedenfalls erkennen, wie sehr den Besuchern die Aufführung der "Schöpfung" gefallen hatte.

© SZ vom 07.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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