Wettkampf der Realschul-Sanitäter:Meisterliche Lebensretter

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Knifflige Aufgabe: Ein Junge hat sich mit einer Stichsäge die Hand verletzt. Das Schulsanitäter-Team der Realschule Kaufbeuren bringt einen Druckverband an. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Aus dem Kulturzentrum Puc wird erneut ein Übungsparcours. 17 Teams treten dort gegeneinander an. Die Puchheimer ärgern sich zwar über ein paar kleine Fehler, qualifizieren sich aber als Sieger souverän für die nächste Runde

Von Lena von Holt

PuchheimEine große Blutlache bedeckt den weißen Fliesenboden der Herrentoilette. Daneben sitzt ein Jugendlicher, der vor Schmerz sein Gesicht verzieht. Er hat sich mit einer Stichsäge in die Hand geschnitten. Als Alex am Unfallort eintrifft, räumt er zuerst die Säge zur Seite, bevor er den Verletzten auf den Rücken legt und ihm einen Druckverband anlegt. Alex ist Schulsanitäter an der Realschule Puchheim, und dies ist natürlich nur eine Übung. Gemeinsam mit seinen vier Teamkollegen nimmt er am Montag am Schulsanitätsdienst-Wettkampf der Realschulen in Oberbayern West teil. Mit dabei sind auch Teams aus Fürstenfeldbruck, Gauting und Maisach. Zum fünften Mal wird das Puchheimer Kulturzentrum Puc, das sonst Bühne für Theaterauftritte oder Konzerte ist, zum Sanitätsparcours. An 17 Stationen stellen 17 Teams ihr Wissen und Können rund um Erste Hilfe unter Beweis und zeigen ihre Teamfähigkeit.

"Ein Feedback zu bekommen, das ist das Wichtigste an der Sache", sagt Marc Andrée, Fachmitarbeiter für Erste Hilfe für den Schulbezirk Oberbayern West. Er leitet den Schulsanitätsdienst der Realschule Puchheim und hat den Wettkampf organisiert. Für die Schulsanitäter sei der Wettkampf eine Möglichkeit, sich zu vergleichen. Gleichzeitig honoriere er ihre wichtige Arbeit. Einmal die Woche trifft sich der Schulsanitätsdienst der Realschule Puchheim, der mittlerweile 26 Mitglieder zählt. Die meisten Unfallsituationen, mit denen sie bei diesem Wettkampf konfrontiert werden, haben die Schüler in den vergangenen fünf Wochen immer wieder durchgespielt. Beim Wettkampf geht es nicht in erster Linie um Schnelligkeit, sondern um Fehlerfreiheit. "Sie müssen die richtigen Handgriffe, die sie gelernt haben, umsetzen", sagt Daniel Wirth, der selbst Rettungssanitäter und Lehrer an der Realschule Puchheim ist. Wichtig ist auch, dass der Sanitäter Selbstsicherheit ausstrahlt, erklärt Wirth. Als Schiedsrichter bewertet er die Leistung der Schüler, die in der Tiefgarage einen Bewusstlosen aus dem Auto ziehen und behandeln. Die Herausforderung besteht darin, nicht zuerst die Platzwunde am Kopf zu behandeln, die man als erstes sieht, sondern den Patienten aus dem Auto zu holen und ihn in eine stabile Seitenlage zu bringen.

Ausgestattet ist das fünfköpfige Team der Realschule Puchheim mit einer Decke und einer Tasche, in der sich Handschuhe und Verbandszeug befinden. "Das Mundwerk ist aber genauso wichtig", meint der 14-jährige Sascha, der sich seit drei Jahren im Sanitätsdienst engagiert. Brüche, Platzwunden, Bewusstlosigkeit - die Aufgaben sind vielfältig. Je mehr Einsätze man absolviert hat, desto sicherer und entspannter arbeitet man. Der Wettkampf sei wichtig, weil er nicht nur Leistungsvergleich, sondern auch eine gute Übung ist, meint der 16-jährige Alex. Bei den Einsätzen ist immer einer für die Kommunikation mit dem Opfer zuständig, der andere kümmert sich um die Verletzungen. Ruhig zu bleiben, das sei in solchen Stresssituationen besonders wichtig - um selbst klar denken zu können und um das Opfer nicht zu beunruhigen.

An einer anderen Station findet Alex eine bewusstlose Person vor. Deren Freund erklärt ihm aufgeregt, dass dieser Süßigkeiten gegessen habe und dann plötzlich umgekippt sei. "Über- oder Unterzuckerung", diagnostiziert Alex. Als der Patient wieder wach ist und eine Schnappatmung einsetzt, hält Alex ihm einen Handschuh hin, in den er reinatmen kann. Dadurch kann sich seine Atmung wieder beruhigen. Am Ende der Übung bewertet der Schiedsrichter die Leistung mit acht von zehn Punkten. Der Notruf sei genau zum richtigen Zeitpunkt abgesetzt worden. Punkteabzug gab es lediglich dafür, dass der Oberkörper des Patienten als Reaktion auf die schwere Atmung nicht aufgerichtet wurde. Außerdem sei die Begrüßung anfangs etwas untergegangen. Auch wenn anschließend ein wenig Missmut in der Runde herrscht, sind die fünf sich einig: "Hier ist es noch gut, Fehler zu machen. Wir sind ja zum Lernen da." Zufrieden können sie am Ende allemal sein. Als Erstplatzierte geht es für sie im Sommer zum gesamtbayrischen Wettkampf.

© SZ vom 08.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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