Wettbewerb:Mit Luftballons durchs Jahr

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Lehrerin Sabine Ostermeier (rechts) freut sich: Bayerns Kultusminister Bernd Sibler gratuliert einem ihrer Schüler zum Sonderpreis für den von der Klasse M 6 der Brucker Cäcilien-Schule illustrierten Ferienkalender. (Foto: privat)

Klasse der Cäcilien-Schule in Fürstenfeldbruck wird für Ferienkalender ausgezeichnet

Von Christian Hufnagel, Fürstenfeldbruck

Dieser Jahreskalender beginnt im September und ist im Zentrum ein nüchternes Zahlenwerk. Die Feiertage sind gelb hervorgehoben und - was die Funktion des Druckwerks erfüllt - jene Tage sind grau eingefärbt, an denen die Schüler frei haben. Und damit dieser "Ferienkalender" auf den ersten Blick seine angenehme Bestimmung offenbart, belebt ihn eine fröhliche Illustration. Den oberen Rand begrenzen bunte Luftballone, deren Schnüre sich über die Monate hinabschlängeln zu einer ebenso bunten Schar von bauchigen Strichmännchen, die in wunderbar naiver Weise gemalt sind: An dicken farbigen Bäuchen hängen dünne Arme und Füße. Aus gelben oder rosaroten Köpfen grinsen Gesichter: Punkt, Punkt, Komma, Strich.

Auf diese Kreativleistung ihrer Schüler der Klasse M 6 ist Sabine Ostermeier stolz: "Sie haben sich auch sehr angestrengt", sagt die Kunstlehrerin an der Cäcilien-Schule, einem sonderpädagogischen Förderzentrum mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung. Und die Anstrengung hat sich gelohnt: Beim alljährlichen Wettbewerb, mit dem das bayerische Kultusministerium den schönsten Ferienkalender kürt, haben ihre Schüler unter insgesamt 200 Teilnehmern einen Sonderpreis erhalten. "Das hat die Kinder sehr gefreut", sagt die Sonderschulpädagogin, die bei so einem Projekt wie im Unterricht sehr individuell vorgehen muss, schließlich besuchen die Cäcilien-Schule Kinder, die in ihrer geistigen Entwicklung mit besonderem (personellen) Aufwand geschult werden müssen.

Ihre zehn Schüler verfügten auch über einen ganz unterschiedlichen Grad an Fähigkeiten, was die 43-jährige Lehrerin an deren mathematischen Kenntnissen verdeutlicht: "Der eine beherrscht den Zahlenraum bis 100, der andere nur bis drei", erzählt Ostermeier aus dem Unterrichtsalltag ihrer M 6, was der achten und neunten Klasse entspricht. So ging sie auch dieses Gemeinschaftsprojekt anders als in Regelschulen an. Selbst ein Din-A 3-Papier hätte ihre Schüler in der Feinmotorik überfordert. So durften sie auf einem großen Plakat farbige Fingerabdrücke aufbringen, welche Bäuche und Köpfe darstellten: "Zuvor hatte jeder auf einem eigenen Blatt es erst einmal ausprobiert, wie man so einen Menschen malt", erzählt die Lehrerin.

Der Erfolg spornt die Fürstenfeldbruckerin an, es im nächsten Schuljahr wieder zu probieren. Denn sie möchte erreichen, dass nicht nur Gymnasiasten, sondern auch ein Förderzentrum diesen Wettbewerb einmal gewinnen kann - dann mit einem Bild, "das eben nicht dem Empfinden des Normalen und Schönen entspricht", hofft sie. Und ein Sonderpreis klinge für sie halt doch etwas auch nach "Sonderschule".

© SZ vom 26.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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