Werkausschuss:Hausaufgaben nicht gemacht

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Der Brucker Werkausschuss debattiert über Gewerbehöfe - und die CSU-Fraktion kennt ihrem eigenen Antrag nicht

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Es war wie in der Schule. Man sitzt still an der Bank, verhält sich unauffällig, wird trotzdem aufgerufen und ringt um eine Antwort. Zwar kassierte die Brucker CSU keine schlechten Noten, musste aber im Werkausschuss am Mittwoch einigen Spott über sich ergehen lassen, weil keiner in der Lage war, den Antrag des Fraktionskollegen Markus Droth zu vertreten, der kurzfristig verhindert war. Stattdessen sprang Jan Halbauer (Grüne) ein und gab den Primus.

Droth hatte einen Antrag zur Förderung des Mittelstandes gestellt. Er möchte, dass die Stadt private Investoren unterstützt, die in der Stadt einen Gewerbehof errichten. Die Stadtverwaltung hatte dazu Rudolf Boneberger als kundigen Referenten eingeladen, so dass es zunächst so aussah, als ginge der Kelch an der CSU vorüber. Der Geschäftsführer der Münchner Gewerbehöfe und Technologiezentrumsgesellschaft berichtete über die insgesamt sechs Gewerbehöfe der Stadt, in denen 342 Betriebe untergebracht sind. Die städtische GmbH bietet Räume in Gebäuden mit großen Lastenaufzügen, breiten Gängen und extra starken Decken zu Quadratmeterpreisen zwischen 8,90 und 10,70 Euro. Die Klientel sind kleine und mittlere Unternehmen. "Handwerker haben auf dem Münchner Markt sonst keine Chance", sagte Boneberger, sowohl aufgrund der hohen Immobilienpreise als auch der Gentrifizierung von Vierteln. Bewohner luxussanierter, schicker Altbauten wollen im Hinterhof nicht den Krach eines Schlossers oder Schreiners.

Zum Schluss seines Vortrages empfahl Boneberger den Brucker Stadträten "eine ganz gründliche Problemanalyse", die sich an lokalen Gegebenheiten orientiert. An diesem Punkt hakte Klaus Wollenberg (FDP) ein und bemängelte Droths Antrag an mehreren Punkten: In Bruck müsste es eher um Räume für Dienstleister, Startups und Kreativwirtschaft gehen, als um Industrie und Handwerk. Er wolle wissen, was "langfristige Mitwirkung" der Stadt bedeute, ob Bruck wie München eine GmbH gründen und das volle unternehmerische Risiko übernehmen solle. Schließlich rügte Wollenberg den Vorschlag, mehrgeschossige Gewerbehöfe zu errichten, das führe wie beim Wohnungsbau zu einer "Verdichtungsorgie".

Der Antragsteller sei zwar abwesend, bemerkte Wollenberg, aber die CSU-Fraktion werde sicher die Verteidigung übernehmen. Deren vier Vertreter gingen stattdessen auf Tauchstation. Schließlich gestand Georg Jakobs, dass er sich nicht einmal in den Antrag "eingelesen" habe. Einen Gewerbehof findet er aber im Prinzip okay und im übrigen sollte man das Thema vertagen. Lediglich Ulrich Schmetz (SPD) unterstütze den Vorschlag, weil er sich mehr Informationen wünschte.

"Ich übernehme für die CSU die Verteidigung", meldete sich Halbauer. Denn der Kollege Droth habe sich bei dem Antrag "schon was gedacht". Der Grünen-Stadtrat verteidigte den Bau in die Höhe, um den "Flächenfraß" zu stoppen. Auch Wirtschaftsreferent Philipp Heimerl (SPD) setzte sich für Droth ein. Er wies darauf hin, dass Bruck sich in erster Linie um Firmen aus dem Bereich der Umwelt- und Speichertechnik bemühen sollte. Handwerker hätten in der Stadt nicht so große Probleme, Räume zu finden. Alexa Zierl (Die Partei und Frei) erinnerte daran, dass man vor zwei Jahren die Verwaltung beauftragt habe, sich über ein Gründerzentrum Gedanken zu machen. Sie verlangte einen Workshop zum Thema, was auf wenig Gegenliebe stieß.

Als Leiterin der Sitzung forderte Karin Geißler (Grüne) die Runde auf, Droths Antrag zu billigen. "Er ist wenig konkret formuliert, tut keinem weh und für die Gründung einer städtischen GmbH haben wir sowieso kein Geld", argumentierte die Dritte Bürgermeisterin.

© SZ vom 09.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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