Weniger Flüchtlinge:Landrat gibt Turnhallen frei

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Am längsten belegt, als erste geräumt: Die Maisacher Schulturnhalle wird bald wieder für den Sportunterricht und das Training der Vereine frei sein. (Foto: Johannes Simon)

Weil im Landkreis weniger Flüchtlinge ankommen, können Schulen und Sportvereine bald wieder die von Schutzsuchenden bewohnten Hallen in Germering, Maisach und Puchheim nutzen

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Die Ankündigung von Landrat Thomas Karmasin (CSU), noch in dieser Woche mit der Räumung der ersten mit Flüchtlingen belegten Schulturnhalle zu beginnen, ist von Schulen und Sportvereinen mit großer Freude aufgenommen worden. "Ich bin begeistert", erklärte Georg Baptist, der Chef des Puchheimer Gymnasiums, am Montag auf SZ-Anfrage. Der Vorsitzende vom FC Puchheim, Willy Schäufler, sprach von einer sehr, sehr guten Nachricht. Der Maisacher Bürgermeister Hans Seidl (CSU) - die Halle in seiner Gemeinde ist am längsten belegt und wird daher auch als erste geräumt - betonte am Montag, die Räumung des Notquartiers liege im Sinne aller. Also der Flüchtlinge, die nicht mehr in einer Behelfsunterkunft leben müssten, der Schüler, der Sportvereine und deren Sportler, die die Halle wieder nutzen können, aber auch des Landrats.

Da nach dem Auszug der Schutzsuchenden Renovierungsarbeiten anstehen, will Seidl die Sportvereine erst dann anschreiben und informieren, wenn geklärt ist, von welchem Tag an wieder Sportstunden und Unterricht stattfinden können. Im Winter habe jeder Tag gezählt, sagte Seidl. Weil die Schüler zudem jetzt auch im Freien trainieren können, will der Bürgermeister, der wiederholt mit Nachdruck die Freigabe der Halle gefordert hatte, keinen Druck machen. Seidl wird sich auf jeden Fall noch einige Wochen gedulden müssen. Die Flüchtlinge könnten theoretisch zwar umgehend ausziehen, allerdings ist der Landkreis wegen vertraglicher Vereinbarungen mit dem Sicherheitsdienst und dem Caterer, der die Mahlzeiten liefert, noch einige Wochen gebunden. Laut dem Asylkoordinator des Landkreises, Andreas Buchner, geht es nur schneller, wenn die Partner einer vorzeitigen Auflösung der Verträge zustimmen. Für Renovierungsarbeiten veranschlagt Buchner einen zusätzlichen Zeitraum von 14 Tagen. Erst wenn die Arbeiten in Maisach abgeschlossen sind, kämen die zwei Turnhallen von Realschule und Gymnasium in Puchheim und dann die des Max-Born-Gymnasiums in Germering an die Reihe.

Ende März lebten insgesamt 2242 Schutzsuchende aus den Krisen- und Kriegsgebieten im Nahen und Mittleren Osten sowie Afrika im Landkreis, für die der Landkreis Unterkünfte zur Verfügung stellen muss. Da in den vier Turnhallen etwa 400 Menschen Platz finden, lebt annähernd noch jeder fünfte bis sechste Flüchtling in einem solchen Notquartier. Dazu kommen weitere 720 Asylbewerber, die in der Dependance der Erstaufnahmeeinrichtung der Regierung von Oberbayern im Fliegerhorst untergebracht sind. Deren Kapazität ist damit nur etwa zu drei Vierteln ausgeschöpft. Allerdings sollte in der Luftwaffenkaserne in Fürstenfeldbruck noch im vergangenen Herbst Platz für 1500 bis 1600 Flüchtlinge geschaffen werden. Wegen des nachlassenden Zustroms an Flüchtlingen ist das zurzeit wohl nicht mehr erforderlich. Landrat Karmasin stellt die Freigabe der Turnhallen unter den Vorbehalt, dass die aktuelle Entspannung der Flüchtlingssituation anhält und die Grenzen nicht wieder geöffnet werden.

Laut dem Asylkoordinator Buchner steht fest, dass dem Landkreis im Monat kein weiterer Schutzsuchender zugewiesen wird. Im Januar musste Buchner pro Woche noch für 78 Flüchtlinge ein Bett finden, im Februar waren es dann nur noch 48 und Anfang März 41. Sollten wieder Asylbewerber zugewiesen werden, geht Buchner von weniger als 20 in der Woche aus. Deshalb werden im Landratsamt auch die Planungen für weitere neue Unterkünfte mit Wohncontainern und die Aktivitäten zur Anmietung weiterer Häuser und Wohnungen zurückgefahren. Davon wird auch die Gemeinde Gröbenzell profitieren, die ihre Aufnahmequote noch nicht erfüllt.

Schäufler, Chef des FC Puchheim, wies darauf hin, dass die beiden Puchheimer Hallen zurzeit sowieso wieder nur zum Teil belegt seien. Er sagte, als Mensch, habe er viel Verständnis für die Situation des Landrats, der die Asylbewerber irgendwo unterbringen müsse. Er sprach aber auch von einem richtigen Zeichen des Landrats. Eine Schule mit mehr als 2000 Schülern brauche unbedingt Turnhallen. So sehen das auch Georg Baptist, der Leiter des Gymnasiums, und der Puchheimer Bürgermeister Norbert Seidl (SPD). Der Rathauschef bezeichnete es als richtiges Signal, die Sporthallen zu räumen. Guten Gewissens wäre es unvertretbar gewesen, dort noch für ein zweites Jahr Flüchtlinge einzuquartieren. Angesichts der sinkenden Zahl an Flüchtlingen, die zurzeit in Bayern ankommen, sei die Entscheidung Karmasins gerechtfertigt, auch wenn die politische Lage sich jederzeit ändern könne und einem Lotteriespiel gleiche.

© SZ vom 05.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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