Wehmeier-Ausstellung:Langsam wachsende Bilder

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Stefan Wehmeier hat im vergangenen Jahr den Kunstpreis des Landkreises erhalten - jetzt stellt er seine Werke aus.

Jasmin Menrad

Das Schauen, das Sich-Zeit-lassen spielt eine große Rolle bei der Entstehung der Werke des Malers Stefan Wehmeier. Indem er seine Arbeiten oft und lange betrachtet, reduziert er sie auf das Wesentliche. Der Entstehungsprozess ist, bedingt durch seine Technik, in den Bildern freigelegt. Die einzelnen Schichten, die der Künstler nach und nach aufträgt, überlagern sich, so dass am Ende eine zerfurchte Oberfläche zu sehen ist. Diese Prozesshaftigkeit freizulegen ist ein Anliegen des Künstlers, dessen Stil zwar Veränderungen unterworfen ist, der jedoch schon immer Landschafts- und Naturformationen malt.

Stefan Wehmeier stellt seine Kunst im Haus 10 in Fürstenfeldbruck aus - noch bis Ende November. (Foto: Johannes Simon)

"Der Mensch kommt darin nicht vor. Er hat in meinen Bildern nichts zu suchen, auch wenn er ein Teil der Natur ist", sagt Wehmeier, dessen Arbeiten an den nächsten drei Wochenenden in der Kulturwerkstatt Haus 10 in Fürstenfeld gezeigt werden. Die Form einer Ideallandschaft versucht er zu finden, doch mit Naturalismus hat das nur wenig zu tun. Die Natur wird nicht real abgebildet, sondern als Ereignis von Strukturen und Bewegungen erlebt. Analog zur Natur wachsen seine Bilder nur langsam. Schauen, und immer wieder darauf warten, dass die Ölfarbe trocknet.

Nach einer Kunstschmiedelehre in München studierte Wehmeier Graphikdesign. Doch bald war er es leid, nur die Ideen der anderen umzusetzen, wollte selbst künstlerisch tätig werden. Im Jahr 1983 präsentierte er seine Arbeiten erstmalig in einer Ausstellung. Seitdem war er an zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen im In- und Ausland beteiligt und hat sich ganz der Kunst verschrieben. In seinen Frühwerken musste sich der gebürtige Kölner erst vom Grafischen lösen, nahm sich die Maler der informellen Kunst der 50er Jahre zum Vorbild und arbeitete bewusst gestisch.

Seine Bilder waren damals bestimmt von erdenschweren Farben, wirkten oft wütend. "Ich habe früher mehr auf der Leinwand gekämpft", sagt Wehmeier, "heute ist es ein anderer Kampf, nicht mehr so offensichtlich". Im Laufe der Jahre sind seine Bilder leichter geworden, der weiße Raum spielt eine große Rolle. Auch grafischen Elementen hat Wehmeier sich wieder zugewandt, so dass sein Werk heute ein Konglomerat aus den verschiedensten künstlerischen Einflüssen ist.

Durch seine Tätigkeit als Kunstkritiker für diverse Zeitungen und Zeitschriften geht Stefan Wehmeier heute reflektiert an seine Arbeit heran. "Je mehr man sieht, desto mehr wird man sich seiner Position bewusst", sagt er. Seit 1997 leitet er die Radierwerkstatt im Kloster Fürstenfeld und arbeitet als Dozent an Akademie und Schulen. Hier vermittelt er einerseits Handwerk und Technik und gibt seinen Schülern anderseits Tipps von Künstler zu Künstler. "Ich helfe ihnen, ihren individuellen Weg weiter zu beschreiten, so wie ich meinen Weg stetig vorangehe".

Im vergangenen Jahr erhielt Wehmeier den Kunstpreis des Landkreises Fürstenfeldbruck wegen "seiner großen Beharrlichkeit und dem gleichbleibend hohen Niveau, mit dem er seinen eigenständigen Weg verfolgt", so die Jury in ihrer Begründung. Nicht seine erste Auszeichnung, aber dennoch ein besonderer Moment für ihn. Heuer stellt er wieder im Landkreis aus.

50 Arbeiten der vergangenen drei Jahre wird er im Haus 10 zeigen, viele werden zum ersten Mal ausgestellt sein. Wehmeier freut sich darauf "Die sind ja nicht dafür gemacht, bei mir herumzustehen. Sie sollen in die Welt gehen", wünscht sich der Preisträger. Jetzt, da er seine Bilder in der Galerie in einem neuen Kontext sieht, überraschen sie ihn selbst wieder. Er schaut von einem anderen Blickwinkel auf sie. Schauen, immer wieder schauen.

Die Ausstellung "Naturstücke" in Haus 10 ist freitags von 16 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet; bis 28. November; Vernissage ist am Freitag um 19.30 Uhr.

© SZ vom 11.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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