Wahlkampf:Starker Staat in Person

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CSU-Spitzenkandidat Joachim Herrmann redet in Fürstenfeldbruck davon, wie gut es den Bayern in Deutschland geht und was nötig ist, um Freiheit und Wohlstand täglich zu verteidigen

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Unbeleuchtet und im Hintergrund steht das Wahlplakat von Katrin Staffler im Fürstenfeldbrucker Stadtsaal. An diesem Mittwochabend wird die CSU-Bewerberin im Wahlkreis Fürstenfeldbruck-Dachau auch nur verhältnismäßig kurz im Rampenlicht sein, denn die Bühne ist für den Spitzenkandidaten ihrer Partei bereitet. Joachim Herrmann, der bayerische Innen- und Verkehrsminister, wird in Bruck sprechen, in einem Wahlkreis, den Gerda Hasselfeldt 30 Jahre lang in Bonn und Berlin vertreten hat.

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann spricht im Stadtsaal eineinhalb Stunden über lokale Themen wie den S-Bahn-Ausbau sowie über die innere und äußere Sicherheit. (Foto: Günther Reger)

Im Saal haben es sich etwa 180 Zuhörer bequem gemacht und haben bis zu Herrmanns Ankunft Zeit, sich mit dem ausgelegten "Bayernplan" der CSU vertraut zu machen. Herrmann verspätet sich ein wenig wegen des üblichen Feierabendverkehrs und profaner Probleme der Verkehrstechnik, was dem Fürstenfeldbrucker CSU-Kreisvorsitzenden Thomas Karmasin die Möglichkeit gibt, es den Münchnern mal wieder hinzureiben: "Die Landeshauptstadt hat erfahren, dass Herrmann zu uns kommt, da haben sie alle Ampeln ausgeschaltet." Gelächter, Applaus über den Joke, der Abend kann entspannt losgehen. Diese Stimmung nutzen dann Katrin Staffler, nach ihr Joachim Herrmann und zum Schluss Reinhold Bocklet, um die überwiegend der CSU angehörenden oder ihr zumindest nahestehenden Zuhörer darauf einzuschwören, nicht nur auf jeden Fall wählen zu gehen, sondern bis dahin auch für das Wählen zu werben. Vor dem Hintergrund sinkender Wahlbeteiligungen, abnehmenden Politikinteresses und vieler völlig Unentschlossener kein falscher Rat an die Partei.

Gerda Hasselfeldt und ihre Wunschnachfolgerin, Katrin Staffler, sitzen unter den Zuhörern im Stadtsaal. (Foto: Günther Reger)

Dass es diesem Staat so gut wie nie gegangen ist, dass insbesondere die Bayern am glücklichsten sein können in Deutschland, das betont Joachim Herrmann in seiner anderhalbstündigen Rede an mehreren Stellen. Zum Beispiel, was Gerda Hasselfeldt, Reinhold Bocklet und er für den Ausbau von Straße und Schiene im Landkreis zum Wohle der Verkehrsteilnehmer vorangebracht hätten. Oder er nennt die Kriminalitätsrate, die im Landkreis Fürstenfeldbruck noch niedriger sei als die ohnehin schon niedrige Rate im Freistaat. Da richtet Herrmann seinen Blick direkt nach unten zur erste Reihe, in der Landrat Karmasin sitzt, und sagt mit einem verschmitzten Lächeln, dass dieser Landkreis "die noch nähere Stufe zum Paradies" sein müsse. Gelächter, Applaus für diese nett gemeinte Übertreibung.

Umziehen unter freiem Himmel heißt es für die Mitglieder der Jungen Union, die in T-Shirts mit dem Konterfei Joachim Herrmanns den bayerischen Innenminister vor dem Veranstaltungsforum begrüßen wollen. (Foto: Günther Reger)

Doch Herrmann kann auch nachdenklich und ernst. Nachdenklich, als er von seinen Erlebnissen als 16-Jähriger berichtet, der in den Sommerferien vor 45 Jahren den Zauber der Olympischen Spiele in München erleben durfte, um dann zutiefst erschüttert von der Ermordung der israelischen Sportler zu erfahren. Und der Innenminister wird sehr ernst, als er die Entwicklung des internationalen Terrorismus seitdem referiert und schließlich bei dem jüngsten Attentat in Barcelona ankommt. Er verurteilt jegliche Art von Extremismus, weist auf Ursachen des Terrors und die Radikalisierung von Jugendlichen hin und verlangt von seinem Publikum, sich geistig damit auseinanderzusetzen und die Grundwerte der Gesellschaft bei jeder Gelegenheit zu verteidigen. So wie es der Freistaat tue, wenn er weiterhin seine Grenze schütze. Das soll nach Herrmanns Vorstellungen auch über den November dieses Jahres hinaus so bleiben, mindestens aber so lange, so lange die EU- Außengrenzen nicht hinreichend kontrolliert würden. Herrmann steht für den "starken Staat, der die Kontrolle darüber hat, wer in diesen Staat kommt". Ein Staat aber, der weiterhin Flüchtlinge aufnehmen soll, aber das, was im September vor zwei Jahren passierte, nicht zum "Dauerzustand" werden lässt. "Das darf sich nicht wiederholen", mahnt der CSU-Spitzenkandidat. Es dürfe sich auch keine Parallelgesellschaft in Deutschland bilden, wie sie sich etwa in Frankreich habe entwickeln können. "Das führt ins Chaos." Umso wichtiger sei die Integration, die Herrmann jedem abverlangen will, der in Deutschland bleiben möchte. Und wer sich nicht integriere, der müsse eben dieses Land wieder verlassen.

© SZ vom 08.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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