Vorgabe des Sozialministeriums:Neue Anlaufstelle für Flüchtlinge

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Die Caritas legt ihre Asyl- und Migrationsberatung in neuen Räumen in Fürstenfeldbruck zusammen. Künftig gibt es keine Besuche in Unterkünften mehr, deren Bewohner müssen zu den Sprechstunden kommen

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die Asyl- und Migrationsberatung der Caritas Fürstenfeldbruck wird zentralisiert. Während es bisher Beratungsstunden direkt in den Unterkünften in den Kommunen gab, wird die Caritas am 1. Februar ein Zentrum für Asyl und Migration (Zam) mitten in Fürstenfeldbruck eröffnen. Wollen sie sich beraten lassen, müssen Asylbewerber, anerkannte Asylsuchende und im Landkreis wohnende Ausländer künftig in die neuen Räume an der Hauptstraße 1 kommen. Während man bemüht ist, die Vorteile einer solchen Angebotsbündelung darzustellen, befürchtet man bei der Caritas gleichzeitig, dass die im Zuge einer ministeriellen Vorgabe zustande gekommene Änderung zu einem Stellenabbau führen wird.

Eine neue Beratungs- und Integrationsrichtlinie des bayerischen Sozialministeriums fordert von diesem Jahr an die Zusammenlegung von Asyl- und Migrationsberatung zu einer Art Integrationsberatung. "Es macht Sinn, die Kompetenzen zu bündeln", sagte dazu Landrat Thomas Karmasin (CSU) bei einem Pressegespräch in der Caritas-Hauptstelle in Fürstenfeldbruck. Denn das Anforderungsprofil gerade der Menschen, "die schon längere Zeit bei uns sind", habe sich verändert.

Die Asylsozialberatung der Caritas gibt es bereits seit den Neunzigerjahren, als im Zuge des Balkankriegs Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland kamen. Seit 2015 gab es immer mehr zu tun, das Bedürfnis nach Beratung ist seither deutlich gestiegen. Es gebe einen "riesigen Beratungsbedarf", weiß Monika Grzesik, Fachdienstleiterin Asyl und Migration in Fürstenfeldbruck. Asylsuchendende und anerkannte Asylbewerber erhalten dort Beratung zu Asylverfahren und Asylbewerberleistungsgesetz, zum Ausländerrecht, Unterstützung bei Behördenangelegenheiten, für den Kontakt zu Schulen oder Kindertagesstätten, bei der Wohnungs- und Arbeitssuche oder ganz allgemein Hilfen im neuen Alltag.

Für viele Asylbewerber lautet dabei die zentrale Frage, ob sie bleiben dürften, sagt Grzesik: "Wir stellen dann die Realität dar, etwa wie die Bleibeperspektiven für Menschen aus bestimmten Ländern sind." Während vor zwei Jahren vor allem Fragen der Grundversorgung im Mittelpunkt standen, sind nun auch viele Krisensituationen zu bewältigen - Traumafolgenstörungen, Depressionen, gesundheitliche Probleme. Die Beratungsgespräche dauerten deshalb häufig auch länger, erläutert Grzesik. Viele Probleme träten erst nach einer Weile zutage, ergänzt Adelheid Utters-Adam, bisherige Pressesprecherin des Caritasverbandes. Zunächst steckten die Geflüchteten bei ihrer Ankunft in einer Art "Überlebensmodus" und danach, wenn die Grundversorgung sichergestellt ist, in einer "Phase der Ruhe". Erst danach würden die persönlichen Probleme hochkommen.

Das neue Zentrum werden künftig Asylsuchende sowie auch Menschen ausländischer Herkunft aufsuchen wie etwa EU-Ausländer aus osteuropäischen Ländern, die in Deutschland leben und arbeiten und für deren Bedürfnisse es zuvor die Migrationsberatung gab. Auch die Ehrenamtskoordination wird dort untergebracht sein. Auch werde es durch die neue Struktur einfacher werden, Vertretungen anzubieten, wenn Mitarbeiter krank oder in Urlaub sind. Für ihr neues Beratungszentrum mietet die Caritas Räume unweit ihrer Hauptstelle im Zentrum von Fürstenfeldbruck an: im ersten Stock über dem Tchibo-Laden. In den Flüchtlingsunterkünften, in denen die Berater bislang mehrmals wöchentlich offene Asyl-Sprechstunden abhielten, will man wenigstens einmal in der Woche Beratung anbieten: an drei Standorten in Germering und jeweils einem in Olching, Eichenau, Gröbenzell, Mammendorf und Maisach sowie in der Erstaufnahmeeinrichtung am Fliegerhorst. Die Asylbewerber müssten nun aus ihren Unterkünften zur neuen Zentralstelle kommen, das motiviere sie zu Eigenständigkeit und Verantwortung, heißt es bei der Caritas.

21 Mitarbeiter auf insgesamt 15 Stellen kümmern sich in der täglichen Praxis um die Beratungsgespräche. Ob das so bleibt, ist freilich nicht sicher. "Wir befürchten einen Stellenabbau", sagt Grzesik. Zwar gebe es für 2018 einen Bestandsschutz für Mitarbeiter, aber "wenn ich einen Mitarbeiter verliere, kann ich ihn nicht nachbesetzen". Dabei hatten die Asylberater schon jetzt mehr gearbeitet als vorgesehen. "Die Beratungen sind voll", sagt Grzesik. Häufig musste ein Berater deshalb mehr als jene 150 Betroffenen beraten, für die er laut Betreuungsschlüssel zuständig war. Nach Angaben der Caritas leben derzeit 2473 Asylbewerber im Landkreis. 938 von ihnen befinden sich im laufenden Asylverfahren, 658 wurden abgelehnt und 877 gelten als sogenannte Fehlbeleger: Es handelt sich dabei um anerkannte Flüchtlinge, subsidiär Schutzberechtigte und Personen mit Abschiebeverbot, die alle, weil sie keine Wohnung finden, weiterhin in den verschiedenen Unterkünften im Landkreis oder der Erstaufnahmeeinrichtung leben.

© SZ vom 09.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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